24
Jul
2006

Das Arbeitstier

Vierundzwanzig Urlaubstage hat er noch. Wann soll er die denn bloß nehmen? Vom letzten Jahr hatte er noch 21 Tage mit ´rüber genommen. Ein Arbeitstier, der Mann. Es ist kein Platz für Urlaub, in seinem Leben. Funktionieren muß er. Tut er auch gerne. Doch noch viel lieber beschwert er sich über alles, was so schief läuft. Und dass er alles alleine machen muß. Kein Wunder, dass er keinen Urlaub machen kann.

Anstregend war die Zeit für ihn, als er in einem Krankenhausbett lag. In einem Zimmer, zusammen mit ein paar alten Säcken die die nächte durchfurzten, auf Teufel komm raus. Einmal "resettet" habe man ihm. Eine Kochsalzlösung gespritzt, oder sowas. Das führte dazu, das er plötzlich komplett zusammen sackte und für einem Moment seine Urlaubstage dahinschwinden sah. Doch schon im nächsten Augenblick war er wieder da. Topfit. Er habe zwar ein undefinierbares Herzleiden, doch in seinem Alter kann man das schon noch mal machen, das mit dem "resetten". Ein älterer wäre dieser Methode nicht gewachsen gewesen. Älter heißt in dem Fall wohl über 40.

Für ihn ist Urlaub eine Qual. Freizeit an sich ist nicht die Zeit, in der er mal er selbst sein kann. Freizeit ist die Zeit, in der er fehlt. Und von überall scheinen noch Urlaubstage herzukommen, er weiß schon gar nicht mehr woher. Die Überstunden hat er seinem Chef schon lange als hübsches, kleines Geschenk verpackt. Der hat das Paket gleich in den Mülleimer geworfen. Sein eigenes natürlich auch. Von Urlaub ganz zu schweigen. Der Chef qualmt wie ein Schlot und hat schweres Asthma.

Das ist genau das, was das Arbeitstier auch will.
Natürlich geht auch er arbeiten, um ein gutes Leben zu führen. Aber seine Definition vom guten Leben fällt anders aus. Da sind die wichtigen Statussymbole. Da ist das Ego, dass gestreichelt werden will. Und da ist die schlechte Gesundheit. Wenn der Blutdruck zu hoch ist, kann man allen sagen, wie schwer man es hat. Wenn der Herzschrittmacher eingepflanzt wird, hat man ein neues Statussymbol und in der Sauna kann die Narbe hergezeigt werden. Und wenn man irgendwann tot umfällt, nachdem man seit zehn Jahren keine Erholung mehr hatte, dann weiß man, man hat alles richtig gemacht.

Das Wasser schläft

Manche Leute sind einfach dämlich. Man merkt das immer wieder. Und wenn man so darüber nachdenkt wirft es doch die Frage auf, wie sind die so geworden? Ist es der Freund oder die Freundin, der bzw. die diesen Menschen so bescheuert gemacht hat? Vielleicht gar der Ehepartner? Wenn ja, was hat diesen Menschen bloß in die Arme dieser Nervensäge getrieben? Gab es als Kind vielleicht öfter mal Probleme? Sind es gar die Eltern? Generationen von Vollpfosten wachsen da heran, die keinerlei Traditionen pflegen außer ihre Kinder zu sprotzblöden Erwachsenen zu erziehen.

Manchmal, wenn man genau hinhört, gewinnt man einen tollen Einblick in die Methoden, so ein unschuldiges Kind für´s Leben zu ruinieren. Das Geschwafel einer jungen Dame ließ mich erahnen, was Erwachsene einem heranwachsenden antun können, ohne sich je darüber bewusst zu sein, welche Auswirkung ihre Erziehungsfolter haben wird. Sie wurden ja schließlich als Kind selber so gequält.

Die Dame, sie erwähnte nebenbei, dass sie beim Kauf von 500 Gramm Kirschen stets vor dem Wiegen des Obstes die Stiele zu entfernen Pflege, um Geld zu sparen - sie war so überzeugt von ihrer Knauserei, dass sie vor lauter Eifer beim Erzählen der Geschichte, wie sie eine Großmutter, die sie am Obststand traf von dem Quatsch überzeugen konnte, beinahe an einem Kirschkern erstickt wäre – diese Dame jedenfalls erzählt auch unheimlich gerne von ihrem 2jährigen Neffen. Oder Cousin. Oder Onkel, ich weiß es nicht. Es geht ständig um ein Kind und soviel ich weiß, hat sie es nicht zu Welt gebracht.

Sie übt also schonmal mit diesem Kinde und tut dabei, als sei es ihr eigenes. Man hat vielleicht schon mal bekannte erlebt, die seit der Geburt ihres Nachkommen fast nur noch dieses eine Thema kennen. Ein Kind. Wie schön. Sei es ihnen gegönnt und vermutlich würde ich sämtliche anderen Gesprächsthemen bei der Niederkunft der ersten Frucht meiner Lenden ebenfalls vorerst wegschließen…
Jedoch: Diese Frau hat noch kein Kind. Es wird sogar angezweifelt, ob sie denn überhaupt schon irgendwann einmal die Prozedur hinter sich gebracht hat, die einem Kind vorangegangen sein muß. Da kann man doch mal ein bißchen üben. Oder sich einfach mal ordentlich durchbrettern lassen, denn dieses Sabbeltante steht ständig unter Dampf.

Da versucht sie krampfhaft erwachsen zu sein und wirkt doch wieder nur wie ein Kleines Mädchen mit seiner Puppe. Der Kleine ist ja so süss. Und dann macht sie ihn auch noch nach, den kleinen. Damn fprift fi immer fo komif das man kotfen möfte. Wenn der wirklich so redet, hat er vielleicht irgendwas schlimmeres. Die Familienkrankheit? Und jetzt kriegt er noch dazu ein paar Komplexe anerzogen, die ihn erst überraschen, wenn er das erste mal mit einer Frau zusammen ist: Ok, jetzt nimm meinen pfipfel in den Mund.

Und es wird nicht einfach so gegangen. Es wird teita gemacht. Warscheinlich in Richtung Bett, um Bubu zu machen. Ok, Kinder sind offensichtlich doof. Die verstehen kein Deutsch, da muß man sich eben so verständigen. Und das klappt natürlich, denn diese Begriffe sind so sehr in der menschlichen Natur manifestiert, das man von Geburt an über die Bedeutung von bubu und teita bescheid weiß. Ich persönlich werde versuchen, diese Worte zu ersetzen, wenn es denn irgendwann mal soweit ist. Gegen flitzen und knacken. Klingen auch komisch. Eigentlich klingt alles komisch, wenn man die Sprache noch nicht so kennt. Teita, so dachte ich bisher, ist ein Wort bei dem so mancher Hund vor Freude stramm steht. Manche Leute scheinen ihre Kinder für ein Haustierersatz zu halten. Nur halt evolutionstechnisch etwas ausgereifter. Evolut… was? Ach vergiss es.

Die junge Dame erzählte vom Schwimmausflug, natürlich mit dem kleinen und ihrem Freund, der von Haus aus so steif ist, dass weder er noch sie es je merkt, wenn er mal einen hoch kriegt.
Der Knirps war natürlich super und süss und bla und bläh und blubb und erst traute er sich nicht ins Wasser, aber dann war er nicht mehr heraus zu kriegen. Ja, so was freut das jungfräuliche Mutterherz. Und so erklärte die 19jährige Supermuddi direkt, mit welchem Trick sie das Kind aus dem Wasser bekam: Das Wasser schläft auch bald, hat sie ihm gesagt.

Soso, das Wasser schläft. Man erzählt Kindern öfter mal so einen Blödsinn um die Sache zu vereinfachen. Man schmeißt sich nicht auf den Boden und schlägt wild um sich. Man krückt das Kind irgendwie an. Aber das Wasser muß schlafen?
Das Wasser, soeben der neue Freund des vormals wasserscheuen kleinen Rackers geworden, musste ins Bett. Das versteht er und dann geht er, dachte sich die junge Dame und behielt recht. Tföf waffer, sagte der kleine und winkte herzzerreißend. Komm, jetzt gehen wir noch ´ne Runde teita und dann musst du ja auch schon in die Heia, bubu machen.
Und abends im Bett, wenn sie die Nudel ihres Freudes wieder schlaff gelabert hat, denkt sie nach über teita und bubu und heia und leck mich am arsch, was für´n schöner Tag.

Damit übrigens nicht der Eindruck entsteht, ich sei von Maschinen erzogen worden füge ich noch schnell an: Wenn erwachsene Menschen in einer putzigen kleinen Babysprache sprechen, klingt das meistens irgendwie komisch, unpassend. Doch bei anderen Menschen, und diese junge Dame ist ein tadelloses Beispiel dafür, merkt man nichteinmal, dass sie gerade sprechen wie zurückgebliebener Schwamm. So gnade uns Gott wenn unsere Führungselite sich irgendwann einmal an uns wendet mit den Worten: Die Versammlung ist nun beendet. Das Mikrofon und auch die ganze große Bühne müssen jetzt bubu machen. Geht noch ´n bißchen teita und dann ab ins betti betti. Und wir merken´s nicht einmal...
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