Psycho Helga
„Schmeiß ihn doch endlich raus“, flüstert sie mir ganz leise ins Ohr. „Ich kann nicht,“ sag ich, „er will sich halt die Lautsprecher anhören.“
Und er tut sich sehr schwer, mein Kunde, sich das richtige Paar auszusuchen. Doch als ich ein ganz bestimmtes Paar anwerfe, da ist´s um ihn geschehen. So habe er sich den Bass vorgestellt. Und was für ein Bass das ist. Ich schalte noch mal zurück auf die andere Box. Wunderbare räumliche Wiedergabe, echtes, grundehrliches und dabei unaufdringliches Fundament. Aber der andere Bass ist einfach lauter. Also wieder zurück zur Box mit dem schrecklich aufgeblasenen Pupsbass für den Mann mit den aufgeblasenen Eiern und dem Vakuum im Kopf.
„Ich finde, der hat hier nichts zu suchen“, sagt sie und ich nicke zustimmend.
Ob die denn auch im Angebot wäre, fragt er mich. Natürlich fragt er das. Nur weil er Taub ist heißt das noch lange nicht, dass er sein Geld zum Fenster rauswerfen möchte.
„Ich lass mich einfach auf ihn drauf fallen, dann ist Schluss!“ flüstert sie und das schlimme ist, sie meint es ernst. Natürlich kann sie sich nicht einfach so fallen lassen.
Dieser Lautsprecher befindet sich nicht in einer Aktion, also muss er noch mal eine Nacht drüber schlafen. Ja, sag ich, schlafen sie doch mal ´ne Nacht drüber. Und hoffentlich passiert ihnen nichts, wie zum Beispiel, sie Träumen sie würden von einer riesigen Amplitude verfolgt und stürzen schlafwandlerisch aus dem Fenster und brechen sich das Genick. Vielleicht bleiben sie aber auch mit ihren Ohren am nächsten Baum hängen, was weiß ich.
Während der Mann sich auf den Weg in sein Schlafzimmer macht, lasse ich mich auf die Couch fallen und schließe die Augen. „Manchmal hab ich das Gefühl, die Leute scheißen durch ihre Ohren! Wieso kannst du eigentlich reden?“
„Mmmmmhhh“, macht Helga, „konnte ich immer schon, aber früher hat man mich mit Staubsaugerbeuteln zugepackt und gelangweilt und was soll man da noch sagen? Aber jetzt habe ich ja richtig Musik und Fernsehen und Leute kommen mich besuchen und das finde ich super. Auch wenn du mich eigentlich dauernd weg haben willst.“
„Das Stimmt“, sage ich, „du stehst mit deinem dicken Hintern aber auch so was von im Weg, kein Wunder das nur noch Idioten hier her kommen um sich was anzuhören,“
„Jetzt gib mir nicht die Schuld. Wenn ich nicht wäre, würde hier alles zusammenbrechen.“
„Stimmt. Sprechen die anderen Säulen eigentlich auch?“
„Naja, einige schon, aber nicht mit mir. Die sind sauer, weil ich als einzige Studiert habe.“
„Ach, was denn?“
„Ich hab einen Abschluss in Psychologie und Philosophie.
Wie kommt´s eigentlich, dass du bei soviel Frust und Ärger über alles Mögliche in diesem Laden immer noch jeden Tag hier her kommst?“
„Naja, ich weiß auch nicht. Irgendwie muß man ja die Zeit rumkriegen. Außerdem find ich´s super, die Leute zu hassen, während ich ihnen Honig ums Maul schmiere. Wenn sie raus sind, kann ich schön über sie abkotzen, das macht mir Spass. Und die Kollegen sind natürlich auch nett. Was sagt das über mich aus?“
„Tja,“ antwortet die mit Holz verkleidetete Säule, die mitten in unserem Hifi-Studio steht, „ich verurteile nicht. Nur, dass du dich mit etwas, dass aus Stahl und Beton gemacht wurde unterhälst, dass macht mir etwas sorgen.“
Ein weiterer Kunde betritt das Hifi-Studio, doch bevor er sich überhaupt umsehen kann brüllt Helga drauf los: „Raus hier, wir haben gerade eine Sitzung.“
Er geht, ich verschränke die Hände hinter meinem Kopf, lehne mich zurück und beginne mit den Worten: „Eigentlich gehts mir ja ganz gut, aber …“
Und er tut sich sehr schwer, mein Kunde, sich das richtige Paar auszusuchen. Doch als ich ein ganz bestimmtes Paar anwerfe, da ist´s um ihn geschehen. So habe er sich den Bass vorgestellt. Und was für ein Bass das ist. Ich schalte noch mal zurück auf die andere Box. Wunderbare räumliche Wiedergabe, echtes, grundehrliches und dabei unaufdringliches Fundament. Aber der andere Bass ist einfach lauter. Also wieder zurück zur Box mit dem schrecklich aufgeblasenen Pupsbass für den Mann mit den aufgeblasenen Eiern und dem Vakuum im Kopf.
„Ich finde, der hat hier nichts zu suchen“, sagt sie und ich nicke zustimmend.
Ob die denn auch im Angebot wäre, fragt er mich. Natürlich fragt er das. Nur weil er Taub ist heißt das noch lange nicht, dass er sein Geld zum Fenster rauswerfen möchte.
„Ich lass mich einfach auf ihn drauf fallen, dann ist Schluss!“ flüstert sie und das schlimme ist, sie meint es ernst. Natürlich kann sie sich nicht einfach so fallen lassen.
Dieser Lautsprecher befindet sich nicht in einer Aktion, also muss er noch mal eine Nacht drüber schlafen. Ja, sag ich, schlafen sie doch mal ´ne Nacht drüber. Und hoffentlich passiert ihnen nichts, wie zum Beispiel, sie Träumen sie würden von einer riesigen Amplitude verfolgt und stürzen schlafwandlerisch aus dem Fenster und brechen sich das Genick. Vielleicht bleiben sie aber auch mit ihren Ohren am nächsten Baum hängen, was weiß ich.
Während der Mann sich auf den Weg in sein Schlafzimmer macht, lasse ich mich auf die Couch fallen und schließe die Augen. „Manchmal hab ich das Gefühl, die Leute scheißen durch ihre Ohren! Wieso kannst du eigentlich reden?“
„Mmmmmhhh“, macht Helga, „konnte ich immer schon, aber früher hat man mich mit Staubsaugerbeuteln zugepackt und gelangweilt und was soll man da noch sagen? Aber jetzt habe ich ja richtig Musik und Fernsehen und Leute kommen mich besuchen und das finde ich super. Auch wenn du mich eigentlich dauernd weg haben willst.“
„Das Stimmt“, sage ich, „du stehst mit deinem dicken Hintern aber auch so was von im Weg, kein Wunder das nur noch Idioten hier her kommen um sich was anzuhören,“
„Jetzt gib mir nicht die Schuld. Wenn ich nicht wäre, würde hier alles zusammenbrechen.“
„Stimmt. Sprechen die anderen Säulen eigentlich auch?“
„Naja, einige schon, aber nicht mit mir. Die sind sauer, weil ich als einzige Studiert habe.“
„Ach, was denn?“
„Ich hab einen Abschluss in Psychologie und Philosophie.
Wie kommt´s eigentlich, dass du bei soviel Frust und Ärger über alles Mögliche in diesem Laden immer noch jeden Tag hier her kommst?“
„Naja, ich weiß auch nicht. Irgendwie muß man ja die Zeit rumkriegen. Außerdem find ich´s super, die Leute zu hassen, während ich ihnen Honig ums Maul schmiere. Wenn sie raus sind, kann ich schön über sie abkotzen, das macht mir Spass. Und die Kollegen sind natürlich auch nett. Was sagt das über mich aus?“
„Tja,“ antwortet die mit Holz verkleidetete Säule, die mitten in unserem Hifi-Studio steht, „ich verurteile nicht. Nur, dass du dich mit etwas, dass aus Stahl und Beton gemacht wurde unterhälst, dass macht mir etwas sorgen.“
Ein weiterer Kunde betritt das Hifi-Studio, doch bevor er sich überhaupt umsehen kann brüllt Helga drauf los: „Raus hier, wir haben gerade eine Sitzung.“
Er geht, ich verschränke die Hände hinter meinem Kopf, lehne mich zurück und beginne mit den Worten: „Eigentlich gehts mir ja ganz gut, aber …“
Josh Benjamin - 21:50
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