Die Geisel
Geistesabwesend fuhr ich hoch. Heute Morgen. Genau zum richtigen Zeitpunkt, vor der Arbeit. Den Wecker hatte ich gestern vergessen zu stellen. Und mal wieder machte der Schlaf einen hohen Bogen um mich.
Er quält mich. Er füttert mich mit ganz, ganz seichten Nickerchen. Kleine Häppchen von schleichender ,unbemerkter Abwesenheit. Weit weg von der wichtigen Entspannung, die der menschliche Körper so nötig hat. Die ersten Stunden der Nacht scheinen still zu stehen. Dann plötzlich fliegen sie vorbei. Wenn man ein paar Tage nicht richtig schläft, begegnet man der Welt schutzlos. Man hat ihr nichts entgegen zu setzen, außer vieleicht Augenringe, die einen wie einen Waschbären aussehen lassen. Man findet sich mit den Dingen ab. Wo soll man auch die Energie hernehmen, sich zu engagieren, sich aufzuregen, oder einfach nur vorzutäuschen, man sei Motiviert? Doch mittlerweile sind es zwei Wochen ohne echten, erholsamen Schlaf. Waschbären lachen inzwischen über mich. Nach zwei Wochen verliert man langsam den Humor. Die Welt wird immer geisteskranker, schaler. Das Wetter leistet ein Übriges. Das fröhlichste lächeln eines süssen Kindes wird zu einer dumm kichernden Fratze die einen verhöhnt.
Draußen tröpfelt der Regen auf das Gras. Sein gesundes Grün leuchtet zu mir herauf, vom Himmel erdrücken mich die dunklen Wolken. Und da sitzt dieses kleine, geflügelte Vieh und hüpft putzmunter durch den Garten. Wenn´s dunkel wird, wird es in seinem kleinen Nest seine kleinen Augen schließen und bis zum Morgen ausruhen. Um dreinundzwanzig Minuten nach vier Uhr morgens ist es wieder wach und legt los mit seinem penetranten Gezwitscher. Wenn es gleich wieder auf dem Rasen sitzt, gehe ich ´raus, schleiche mich an und schnappe es. Ich werde ihm nicht den Hals umdrehen können, obwohl ich´s gerne tun möchte. Der Vogel kommt mit zu mir, in mein Zimmer. Er wird mit mir zusammen die kommenden Nächte durchwachen, so wahr ich hier sitze und kaum noch einen Satz vor den anderen kriege. Ich lasse nicht zu, dass er sich auch nur einen Moment lang ausruht, wenn ich es nicht auch kann, und ich will verdammt sein, die Tierschützer können mir den Buckel ´runterrutschen.
Gottes fröhlichste Gestalt wird in meinen Händen zur Geisel. Ich werde ihm nichts tun, lieber Gott, gib mir nur ein wenig schlaf. Nur ein wenig. Ich möchte nur das, was die anderen auch haben. Nur ein wenig schlaf, damit ich am Tage wieder weiß was ich tu.
Ich werde den Vogel Füttern, ihm zu trinken geben, aber schlafen lasse ich ihn nicht. So mögen wir beide denn hier verrecken, wir werden sicherlich keinen Spaß haben, aber ich weiß nicht, mit keinem anstrengenden Wimpernschlag, was zur Hölle ich noch tun soll, um endlich einmal die Augen schließen zu dürfen und nicht mehr ´rum kriechen zu müssen, wie ein ausgefranster Schatten.
Nachtrag: Dieser Text wurde von mir noch einmal auf Hoffa´s Worte veröffentlicht
Er quält mich. Er füttert mich mit ganz, ganz seichten Nickerchen. Kleine Häppchen von schleichender ,unbemerkter Abwesenheit. Weit weg von der wichtigen Entspannung, die der menschliche Körper so nötig hat. Die ersten Stunden der Nacht scheinen still zu stehen. Dann plötzlich fliegen sie vorbei. Wenn man ein paar Tage nicht richtig schläft, begegnet man der Welt schutzlos. Man hat ihr nichts entgegen zu setzen, außer vieleicht Augenringe, die einen wie einen Waschbären aussehen lassen. Man findet sich mit den Dingen ab. Wo soll man auch die Energie hernehmen, sich zu engagieren, sich aufzuregen, oder einfach nur vorzutäuschen, man sei Motiviert? Doch mittlerweile sind es zwei Wochen ohne echten, erholsamen Schlaf. Waschbären lachen inzwischen über mich. Nach zwei Wochen verliert man langsam den Humor. Die Welt wird immer geisteskranker, schaler. Das Wetter leistet ein Übriges. Das fröhlichste lächeln eines süssen Kindes wird zu einer dumm kichernden Fratze die einen verhöhnt.
Draußen tröpfelt der Regen auf das Gras. Sein gesundes Grün leuchtet zu mir herauf, vom Himmel erdrücken mich die dunklen Wolken. Und da sitzt dieses kleine, geflügelte Vieh und hüpft putzmunter durch den Garten. Wenn´s dunkel wird, wird es in seinem kleinen Nest seine kleinen Augen schließen und bis zum Morgen ausruhen. Um dreinundzwanzig Minuten nach vier Uhr morgens ist es wieder wach und legt los mit seinem penetranten Gezwitscher. Wenn es gleich wieder auf dem Rasen sitzt, gehe ich ´raus, schleiche mich an und schnappe es. Ich werde ihm nicht den Hals umdrehen können, obwohl ich´s gerne tun möchte. Der Vogel kommt mit zu mir, in mein Zimmer. Er wird mit mir zusammen die kommenden Nächte durchwachen, so wahr ich hier sitze und kaum noch einen Satz vor den anderen kriege. Ich lasse nicht zu, dass er sich auch nur einen Moment lang ausruht, wenn ich es nicht auch kann, und ich will verdammt sein, die Tierschützer können mir den Buckel ´runterrutschen.
Gottes fröhlichste Gestalt wird in meinen Händen zur Geisel. Ich werde ihm nichts tun, lieber Gott, gib mir nur ein wenig schlaf. Nur ein wenig. Ich möchte nur das, was die anderen auch haben. Nur ein wenig schlaf, damit ich am Tage wieder weiß was ich tu.
Ich werde den Vogel Füttern, ihm zu trinken geben, aber schlafen lasse ich ihn nicht. So mögen wir beide denn hier verrecken, wir werden sicherlich keinen Spaß haben, aber ich weiß nicht, mit keinem anstrengenden Wimpernschlag, was zur Hölle ich noch tun soll, um endlich einmal die Augen schließen zu dürfen und nicht mehr ´rum kriechen zu müssen, wie ein ausgefranster Schatten.
Nachtrag: Dieser Text wurde von mir noch einmal auf Hoffa´s Worte veröffentlicht
Josh Benjamin - 21:10
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