Komische Vögel

5
Okt
2006

need navigation

Na, auch geil auf Navi? Warum kaufen die Leute eigentlich jeden scheiß, nur weils gerade schwer aktuell ist?
Na um aktuell zu sein. Ganz klar.
Aber mal ehrlich, braucht man es wirklich? Jahrhunderte haben die Leute sich auf diesem Planeten zurecht gefunden. Ein paar sind tatsächlich verloren gegangen, aber der Großteil der Menschheit hats bis jetzt auch ohne Navi geschafft.

Zwei Damen möchten eine Navi kaufen. Ich rede und rede irgendwas, bloß das sie nicht merken, das ich gar keine Ahnung habe. Doch die eine lässt einfach nicht locker und fragt diverse Sachen, bei denen ich am liebsten die weiße Fahne schwenken würde. Doch im Nahkampf mit Kunden gebe ich nicht so schnell auf. Also versuche ich alles, frage Kollegen, blättere in Bedienungsanleitungen, durchleuchte die hintersten gefilden des Internets für diese nervige Person, während die andere Wortlos daneben stehen bleibt. Am Ende gewinne ich und die erste nimmt die verdammte Orientierungshilfe mit nach Hause. Sofern sie da jemals ankommt. Die Zweite lässt sich noch Zeit zum überlegen. Dann verschwindet sie. Dann kommt sie wieder. Dann haut sie wieder ab. Und beim dritten mal schlägt sie dann endlich zu.

Dann kommt sie wieder. Sie hat aus versehen etwas gelöscht und kriegt es nun nicht auf die Reihe, den Freischaltcode von der mitgelieferten Karte in das Gerät einzugeben. Wir sagen ihr wie´s geht. Nach zwanzig Minuten ist sie wieder da. Meine liebe Kollegin erklärt ihr noch einen anderen Weg, diesen albernen Code in das Ding hinein zu hämmern. Nach zwanzig Minuten ist sie wieder da. Mit dem Teil. Wir geben diesen vermaledeiten Code ein, ohne Probleme und sie bedankt sich hübsch und geht hinaus zu ihrem Wagen. Es vergehen ca. fünfzehn Minuten.

Kurz vor Ladenschluss kommt sie herein und fragt, ob wir ein Überbrückungskabel hätten.
Eine Stunde lang probiert die Dame mit ihrer neuen Navi klar zu kommen, dann macht ihre Karre schlapp. Hat die Navi jetzt mein Auto kaputt gemacht? fragt sie mich ganz traurig. Eigentlich nicht. Diese Navis sind da recht unproblematisch. Eine hat mal versucht ein Kind zu fressen, doch die haben wir wieder retouniert.

Die Navigation ist fit, der ADAC ist schnell und die Dame probiert nun in Begleitung der gelben Engel ihren neuen elektronischen Wegweiser. Pech. Da kann ich nur sagen, es tut mir wirklich leid. Ich wünschte, es hätte die nervigere Dame getroffen.

25
Sep
2006

Die Yilmazes

Ich gehe mal davon aus, das der Name Yilmaz unter unseren türkischen Leidensgenossen durchaus stark vertreten sein dürfte. Wenn sie also Yilmaz heißen, lieber Leser, ersetzen sie einfach ihrem Namen in diesem Text durch den Namen Schmidt.
Ich berichte von der Familie Yilmaz, da es die wohl eindrucksstärkste Familie ist, denen ich in letzter Zeit meine Hilfe zukommenlassen durfte.

Die Familie besteht aus immer wieder wechselnden Gesichtern, die sich jedes Mal bei einem Besuch im Fantastika in einem über die Jahre antrainierten Ritual um das Gerät ihrer Wahl versammeln und dann lautstark ausdiskutieren, wer von ihnen Kredittechnisch noch unbelastet ist, um dann mit mir eine lustige Reise durch die fantastischen Katakomben zum Finanzierungsbüro zu unternehmen. Das Finanzierungsbüro ist ein Raum von ungefähr zwölf Quadratmetern in dem ca. 18 Leute und ein ziemlich großer Kopierer Platz haben, wie ich neulich herausfinden durfte.

Der Kreditnehmer ist heute eine Dame, die recht trübe aus ihrem Kopftuch herausschaut und kaum ein Wort Deutsch sprechen kann. In ihrem Namen erbitte ich online einen Kredit bei der zuständigen Bank, damit sie sich ein Autoradio, zwei Endstufen, zwei Koppelkondensatoren (für mehr Power) und einen Doppelbass mit mehr Schwingspulen im Chassis, als Sohn Ahmet Synapsen im Hirn hat.

Doch, oh Schock, oh Graus, die Finanzierung wird abgelehnt. Während sich das rote alamierende Licht des Computerbildschirms in Ahmets Schweißperlen spiegelt, tippe ich die Nummer der Bank in das vorsinnflutliche Telefon auf dem Schreibtisch und warte, bis die Ansage sämtliche Nummern durch hat, die ich drücken soll, um noch schnellere Hilfe zu bekommen. Am Ende werde ich mit einem lebenden Menschen verbunden. "Da müssen wir leider bei der Ablehnung bleiben, Josh" (sie nennen mich Josh), und ich reiche den Hörer zwecks Begründung der Ablehnung, die ich natürlich nicht zu wissen habe, weiter an Ahmet, der für seine Mutter spricht. "Wieso, der Kredit ist doch schon bezahlt", höre ich ihn ins Telefon schnautzen, "ach so, jaaa, das ham wa vergessen. Geht das jetzt nicht? Wie Schufa? ... Ist das schlecht?" Plötzlich wird es ganz still und ich frage mich, was da wohl schief gelaufen sein könnte.

Vorbei an diversen Büro´s und Besprechungsräumen wieder in den Verkauf gelangt, stürzt sich die Herde die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Ahmet fragt mich, ob er das gleich nochmal über seinen Bruder versuchen könnte.
Kann man da nein sagen? Ja, kann man. Hab ich aber nicht. Es wäre ja gelogen. Wenn er sich unbedingt weiter demütigen lassen möchte, bitte. Obwohl ich offensichtlich nicht so wichtig für ihn bin, das ihm irgendetwas vor mir Peinlich wäre. Also kommt eine Stunde später Ahmet mit seinem Bruder Mustafa um die Ecke und wir verziehen uns abermals, diesmal allerdings nur zu zweit in unser kleines gemütliches Finanzierungsschäppchen. "EC-Karte brauche ich, und´n Ausweis," flöte ich freundlich und denke, rot ist eine schöne Farbe. Bruder Mustafa entlehrt seine Taschen: Vor mir liegen, eine Sicherheitsnadel, ein Feuerzeug, ein Stift, eine angegammelte EC-Karte und sein Identifikations-Dokument. Darauf stehen die Lettern in jener Reihenfolge:

D U L D U N G !
unübersehbar aufgedruckt, eingestanzt, ins Papier hineingepresst, wie er sich in den Kundensessel. Und schon ist der Spaß vorbei. Ich stelle schon kurze Überlegungen an, wie ich mich am effektivsten hinter dem Schreibtisch verschanzen oder zur Wehr setzen könnte, doch Ahmets Zorn richtet sich allein gegen seinen Bruder. Der wiederum brüllt mich an, was Ahmet noch lauter schreien läßt, worauf ein erschrockener Kollege plötzlich in der Tür steht.

Die beiden Yilmazes verstehen, das hier nichts zu holen ist und stürmen hinaus, nicht ohne sich dabei gegenseitig anzukeifen, das beinahe der Putz von den Wänden gekrochen kommen will. Bei ihrem nächsten Besuch werden wir ihnen leider erklären müssen, das unser Finanzierungsbüro, beliebtes Ausflugsziel der Yilmazes, leider Abgebrandt ist. Sie werden sehr traurig darüber sein. Aber das macht nichts. Dafür lüge ich doch gerne mal.

20
Sep
2006

Gestorben

Am Telefon. Am anderen Ende der Leitung kocht ein wütender Premiere-Kunde über ein nicht geliefertes Signal.

Was er weiß:
  • Es kommt nichts an
  • Er kann seit zwei Tagen niemanden bei Premiere erreichen
  • Irgendjemand muss jetzt dringend dafür gerade stehen
Was er nicht weiß:
  • Er weiß nicht, bei welchem Händler er den Premiere-Vertrag abgeschlossen hat!
  • Er weiß nicht, dass ich nicht in der Lage bin, sein Signal frei zu schalten.
  • Er weiß nicht, dass man nicht einfach irgendwo anruft um irgendjemanden zusammen zu scheißen.
Was ich weiß:
  • Wütende Choleriker bringt man am besten zur Raserei, indem man sie nicht ausreden lässt, sondern ihnen immer wieder in freundlichstem Ton das Wort abschneidet.
  • Bei solchen Gesprächen ist schnell der Punkt erreicht, an dem die Lösung des Problems vollkommen in den Hintergrund gerät und ich primär auf die Belustigung meiner Personaus bin.
  • Wir werden wohl nicht zusammen kommen, weil er glaubt, die Existenz des Fantastika hängt von seiner Zufriedenheit ab (das sind zumindest die Worte, die er mir ins Ohr schreit)
Was ich nicht weiß:
  • Ist er nur Sauer, dass man ihm Blue Movie abgestellt hat und er sich jetzt mit seiner Frau beschäftigen muss?
  • Vielleicht macht er seine Drohung wahr und sprengt irgendwann den Fantastika in die Luft.
  • Ob ihm seiner Kinder aus dem Knast zu Weihnachten eine Karte schicken.
Wüterich: Wissen wie, was mit dem Fantastika das Problem ist?
Josh: Was ist denn das Problem?
Wüterich: Das Problem ist, das ihr nie jemanden ausreden lasst!
Josh: Ja dann reden sie doch mal aus.
Wüterich: Der Fantastika… der ist für mich Gestorben.
Klick

You made my day, wollte ich noch sagen. Aber er wollte mir ja sowieso nicht zuhören.

Die Stecknadel im Federflokati

Manchmal trifft man Leute, die einfach besonders sind. Sie haben besondere wünsche, sie ziehen sich besonders an und benehmen sich besonders bis sonderbar. Ich treffe auf zwei dieser Exemplare.

Um seinen Hals schlängelt sich eine schwarze Stola, und ihr Gesicht ist komplett in Pink gehüllt (beschmiert) und sie trägt eine Pfauenfeder in der Hand und das Kleid eines weiteren unschuldigen Vogels am Leibe.
Er sucht einen Lautsprecher mit dem er das Geräusch einer fallenden Stecknadel hören kann. Ob ich das richtig verstanden habe, fragt er und ich sage na klar. Ich denke ja in vorgefertigten Mustern und überlege bereits, was man für die von ihm vorgegebenen 80 Euro für´s Paar empfehlen kann. Nein nein, sagt er, er glaube nicht, das ich weiß was er da meinte.

Seine Begleitung, schätzungsweise um die 55 Jahre, ein wandelnder Federflokati der sich permanent an den Oberschenkeln herumzupft, grinst mich immer mal wieder kurz an… und greift sich dauernd unauffällig zwischen die Beine.
Er meine ja gar nicht, eine Stecknadel die auf den Boden aufkommt, spricht er zu mir, er meine das Geräusch, dass die Stecknadel macht, während sie durch die Luft nach unten fällt.

Aha…jetzt hab´ ich´s auch verstanden. Wir freuen uns. Sie grinst und begrabscht sich weiter. Ich weiß gerade nicht weiter, aber gut. Noch ´ne halbe Stunde mit den bekloppten, dann hab ich Mittag.
Der Mann mit dem schönen Hut verwickelt mich in ein Gespräch aus dem ich mich vorzeitig ausblende, denn seine Begleiterin lenkt meine Aufmerksamkeit nun vollkommen auf sich. Während ich ihn reden höre wie Charlie Brown seine Lehrerin, sehe ich die Dame hinter einer Glaswand verschwinden. Naja, sie war ja noch zusehen, aber sie glaubte ungestört zu sein und fängt an, sich den viel zu kurzen Rock über die Strapse nach oben zu ziehen um offenbar besser an die Halter zu kommen. Ein weißes Höschen mit flauschigem blonden Pelz an den Seiten kam zum Vorschein. Sie richtete alles wieder so ein, wie sie es haben wollte und ich verschwendete keinen Gedanken mehr an mein Mittagessen.

Offensichtlich kannich den Mann nicht zufrieden stellen, denn er bricht das Gespräch urplötzlich ab. Ich wollte ihm noch einen Lautsprecher zeigen, der das Geräusch von wucherndem Schamhaar bis ins Detail wiedergeben kann, aber da hat er auch schon seinen Erotischen Ganzkörperteppich an die Hand genommen, um auf ihr zum Ausgang zu schweben.
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