Immobile Hausierer

24
Okt
2006

Der Genervte

Sie haben eigentlich gar kein Geld, wollen es aber trotzdem irgendwie und möglichst dekadent loswerden und gehen dazu in den nächsten Menschenfressenden ElektroGeizIstGeilSparDichReichSeiNichtBlödUndFahrDirektZurHölle-Laden, den sie finden können. Dort treffen sie auf den

Genervten Verkäufer.

Der Genervte mag sie nicht. Da können sie sich auf den Kopf stellen. Er hasst alle Kunden, also nehmen sie´s nicht persönlich. Er kann halt nicht aus seiner Haut.

Natürlich möchten sie nicht behandelt werden, wie der letzte Dreck. Dafür sind sie schließlich nicht aus dem Haus gegangen. Ihm ist es egal, denn er merkt nicht mal, wie schlecht er bei ihnen ankommt.
Grundsätzlich weiß er, dass er immer recht hat. Er hat nur große Probleme, es allen verständlich zu machen. Deswegen ist er ja so schlecht gelaunt. Er steht in seinem Eckchen und feiert seinen Weltschmerz indem er alles kritisiert, was ihn umgibt. Inklusive ihnen. Aber sie können da nichts für. Er auch nicht. Er hat nur den falschen Job. Sagen sie´s ihm nicht. Er wird schon irgendwann von selbst drauf kommen. Ist ja nicht ihr Bier.

Ihr Bier ist, sich irgendeinen Schrott zu kaufen, der gerade hipp ist. Also schmeißen sie das Geld ihrer Bank für ein billiges Handy oder einen MP3-Player raus und stören sie sich nicht an den Launen fremder, die sie nie wieder sehen müssen. Schließlich ist der Verkäufer nicht ihr persönlicher Diener, der sie jeden Tag betreut. Daher gilt in diesem Fall eigentlich nur: Immer schön geschmeidig bleiben.

18
Okt
2006

Der Verkäufer Punkt Punkt Punkt

Sie haben 37 Millionen Euro im Lotto gewonnen und wollen jetzt mal so richtig die Sau raus lassen. Dafür gehen sie selbstverständlich in einen Elektromarkt ihrer Wahl, da sie ja nichts anderes kennen und wollen mal sehen, wie hoch die Verkäufer für Geld springen. Dort angekommen geraten sie an ...

... ist relativ unscheinbar und sehr leicht zu übersehen. Niemand weiß, wer und wie er wirklich ist. Er mag freundlich sein, verärgert, genervt, tuckig, kompetent, anstrengend oder was auch immer, man! weiß! es! nicht!. Man weiß nur, dass zur Einsparung neigende Führungskräfte sehr große Fans von ihm sind. Er ist einfach unkompliziert. Mit ... in der Abteilung kann eigentlich nichts passieren.

Sie stellen fest, dass ... auf gar keinen Fall für Geld springen wird. Das ärgert sie natürlich, also suchen sie sich einen Verkäufer, der zwar nicht so sehr allgegenwärtig ist wie ... , dafür aber zumindest ansprechbar.

Niemand zu sehen. ... ist überall. Laufen sie durch die Gänge und halten sie die Augen auf. Manchmal sieht man den ... vor lauter ... nicht. Doch die paar aus Fleisch und Blut bestehenden Verkäufer die sie finden, sind alle höchst beschäftigt. Einer sitzt in der Ecke und heult. Um ihn herum stehen ungehfär zehn Kunden und schimpfen derweil auf ihn ein, die arme Sau. Er windet sich wie ein verängstigter Heuler auf dem nackten Boden, und spätestens wenn sie sehen, wie der Mob anfängt in seine Richtung zu treten, gehen sie am besten schnell weiter. Ganz hinten, in einer Ecke wo sie noch nie zuvor waren steht noch einer. Er hält einen Toaster in der Hand und spricht Arabisch. Die 28 Leute um ihn herum hören gespannt zu. Er stemmt den Toaster immer wieder mit einer Hand in die Luft und die Menge jubelt. Ich sag´s ihnen gleich: Er kann ihnen auch nicht helfen. Er spricht gerade mit seinen Verwandten, die ihn regelmäßig auf der Arbeit besuchen. Sein Chef hat auch ihm auf Grund von Einsparungen bereits gekündigt, doch da er nur Arabisch spricht hat er nunmal kein Wort verstanden.

Und was machen sie? Sie haben es eigentlich richtig schwer. Sie sind von ... umzingelt und das macht sie rasend. Sie möchten in ihrer Wut laut schreien: "Ich hab´s satt. Jetzt holt mir sofort jemanden her oder ich kauf den ganzen Laden und schmeiß euch raus!" ... reagiert auf so etwas überhaupt nicht. Im Grunde sind sie verloren, mit ihren Millionen.

Wenn sie 37 Millionen im Lotto gewonnen haben, gehen sie natürlich nicht in so einen Laden. Gehen sie in ein kleines Fachgeschäft. Ein schnuckeliges kleines Lädchen mit einem schnuckeligen kleinen Schaufensterchen und schnuckeligen kleinen Verkäuferchen. Typen wie ... sind da recht selten, denn sie sind einfach zu teuer für so ein Geschäft. Und während die Geschäftstüchtigen der großen Ballerbuden weiterhin auf ... setzen, können sie ihr Geld dahin bringen, wo es auch persönlich in Empfang genommen wird und wo noch ein wenig gemenschelt wird. Schön.

3
Okt
2006

Der Akkordarbeiter

Sie gehen in einen Geschäft und möchten ihr mühsam erbetteltes Geld in die deutsche Wirtschaft investieren. An sich können sie das vergessen, denn die Billigschore, die sie kaufen hat mit der deutschen Wirtschaft (außer vielleicht beim Zoll) gar nichts mehr zu tun. Leider ist es ihnen fast unmöglich, einen Verkäufer zu finden, weil dieser riesige Laden, den sie sich da ausgesucht haben einfach zu wenig Geld hat, um ausreichendes Personal einzustellen. Sie laufen also genervt um die höchst dekadent wirkende Warenpräsentation herum und sichten den einzigen Verkaufswilligen weit und breit:

Den Akkordarbeiter!

Meistens steht in seinem Vertag festgeschrieben, dass er eine Führungsposition inne hat, so schafft man es, seine zahlreichen Überstunden in Luft aufzulösen. Leider wurden seine Mitarbeiter vor kurzem ihrer Arbeitsplätze entledigt, so dass er eigentlich nur noch sich selbst führt. Er hat sich im laufe der Zeit angewöhnt außerirdisch schnell zu arbeiten, damit man sieht, dass er für den Laden unersetzlich ist. Außerdem weiß er, würde man ihn raußschmeissen, ginge der Laden zu Grunde. Er hat große Hoffnungen, das sein Chef das auch weiß.

Fragen sie schnell, wenn sie dran sind. Er ist vielleicht etwas hektisch, aber er macht das schon länger so, er wird sie also nicht beißen. Möglicherweise wird er ihnen nicht einmal ins Gesicht schauen, dafür ist einfach keine Zeit. Seine Aussagen sind kurz und präzise. Ein weiteres Nachfassen, falls sie seine Antwort nicht ganz verstanden haben ist nicht möglich, da er direkt zum nächsten Kunden übergeht.

Sollten sie etwas kaufen wollen, was ein wenig beratungsintnsiver ist, bedenken sie, das aufgrund des mangelnden Personals die Preise ja auch viel viel niedriger sind. Wenn es hier um etwas ginge, was tatsächlich mehr kosten würde, als sie sich erbetteln können, dann hätten sie ja einen Job. Dann könnten sie in richtige Läden gehen. Mit richtigem Personal und sie würden auf Fachberater treffen, die lächelnd auf sie zukommen. Vereinzelt soll es sowas noch geben...

30
Sep
2006

Der Mann der nichts wußte

Sie haben auf der Straße unglaublich viel Geld gefunden und möchten es jetzt so schnell wie möglich verjubeln, bevor sie ein schlechtes Gewissen kriegen. Also wenden sie sich an einen Verkäufer in einem Geschäft ihrer Wahl.

Und zwar an den Mann der gar nichts wusste...

Man erkennt ihn nicht sofort. Zuerst einmal ist er äußerst hilfsbereit. Sie bekommen das Gefühl der Sicherheit. Sie glauben, sie sind gut bei ihm aufgehoben. Dann stellen sie ihre Frage.

Gute Frage, wird er ihnen antworten und im Grunde genommen war´s das auch schon. Wenn sie sich jetzt dazu hingerissen fühlen, zu sagen tja, gute frage, nächste frage, was? dann sind sie bei ihm richtig.

Bauen sie sich mit ihm ein Gerüst voller doofer Phrasen, von dem sie sich dann beide herunterstürzen können. Im Grunde genommen ist eine Antwort ja auch nicht so wichtig. Es ist ja nicht ihr Geld, was sie da auf den Kopf hauen. Eigentlich ist es moralisch bedenklich, was sie da tun und deshalb bin ich auch der Überzeugung, dass die Antwort gute Frage für sie die richtige ist. Stellen sie doch noch eine Frage.

Tja, kommt als nächstes von dem Mann der dafür bezahlt wird sich in diesem Geschäft auszukennen, da müsste ich mal den Kollegen fragen.
Und was glauben sie, was jetzt wohl passiert? Genau, gar nichts, denn der Kollege der bescheid weiß ist gerade zur Pause.

Im Einzelhandel ist es so: Jeder, der bescheid weiß, bekommt seine Pause. Jeder, der keinen Plan hat, muß seine Pause an den bescheid wissenden abgeben. Stehen also drei Leute in einer Abteilung, von denen ihnen keiner weiter helfen kann, ist damit zu rechnen dass der Kollege, von dem alle reden die nächsten vier Stunden nicht mehr auftaucht.

Und was machen sie dann? Sie müssen die Kohle los werden, sonst wird ihre Frau zu Hause misstrauisch und glaubt sie hätten sich auf der Rennbahn herumgetrieben. Oder ihr Mann mahlt sich diverse Fantasien aus, wie sie sich auf´m Strich ein wenig was nebenbei verdienen.

Wenn sie ´ne Frau sind, rennen sie los und legen sie das Geld in Schuhe an. Wie uns das Fernsehen lehrt, machen alle Frauen dass so. Außerdem meine ich beobachtet zu haben, dass sie da keine große Beratung brauchen. Und wenn sie ein Mann sind, ja dann gute Nacht. Sie kriegen´s doch sowieso nicht hin. Geben sie das Geld einfach dem armen Kerl, der sie beim reingehen an der Tür um ein paar Cent angebettelt hat. Hinter her wird es ihnen garantiert besser gehen.

Daher auch die Weisheit meines Großvaters: Männer tragen das Gewissen im Herzen. Frauen an den Füssen.
- Opi, hasste heute schon deine Pillen genommen?
- Gute Frage…
, waren seine letzten Worte.

24
Sep
2006

Der Unmotivierte

Sie haben zuviel Geld beiseite geschafft und wollen es nun ganz dringend los werden. Dazu haben sie sich ein ganz bestimmtes Geschäft ausgesucht und treffen dort auf einen ganz bestimmten Verkäufer:

Der Unmotivierte

Unmotivierte Verkäufer sind weiter verbreitet, als sie es sich eigentlich erlauben können. Im Grunde genommen besteht ihr Arbeitsalltag darin, irgendwo in einer Ecke zu stehen und wie eine trübe Tasse an sämtlichen Kunden vorbei zu schauen. Wenn man sie mal anspricht, helfen sie einem gerne weiter. Leider ist ihr Energiepotenzial nicht sehr hoch, sodass sie schon bald die weisse Fahne schwenken, wenn sie mehr als einen Satz sprechen müssen.

Vermutlich ist sein Arbeitsumfeld auch nicht so besonders. Welcher Idiot würde so jemanden für seinen Laden einstellen? Doch nur einer, der ebenfalls überhaupt keine Motivation verspürrt irgendwas zu verkaufen. Sie befinden sich also in einem Laden, der eigentlich gar nicht da sein will. Seine Existenzberechtigung liegt nur darin, dass man zwischen zwei McDonalds einen Lückenfüller brauchte, bevor die verpickelten FastFood-Mutanten noch mit einer dritten Filliale zu Eroberung des Marktes um die Ecke kämen und das Anlitz der hübschen Fußgängerzone vollends mit güldenen M´s übersähten.

Mit Markteroberung hat der Unmotivierte Verkäufer überhaupt nichts zu tun. Er weiß gerade soviel, das er sich nervige Kunden vom Leib halten kann. Zum Beispiel so Sachen wie die Hosen liegen da hinten/die Kneifzangen sind im achtzehnten Gang links/der Kollege kommt gleich.

Erwarten sie nichts von ihm. Gehen sie einfach aus dem Geschäft und fragen einen Passanten auf der Straße. In den meisten fällen können die sie besser beraten. Wenn sie sich dennoch auf das Spiel einlassen, mit jemandem sprechen zu wollen der gar keine Lust auf sie hat, werden sie sich garantiert mit ihrem ganzen Geld nebenan in der Burgerkette wiederfinden, wie sie sich aus Frust das fettigste Menü auf die hüften schaufeln, bis sie irgendwann aussehen wie Ottfried Fischer. Und dann werden sie merken, dass es viel einfacher ist mit ihrem fetten Arsch zu Hause zu bleiben und ihr Zeug im Internet zu bestellen, als mit Leuten sprechen zu wollen, die sich acht Stunden damit beschäftigen die Hände in den Hosentaschen zu verstecken um sich ungestört die Klöten zu zählen.

20
Sep
2006

Besserwisser

Sie haben beschlossen ihr Geld auszugeben und besuchen dazu ein Geschäft ihrer Wahl. Dort wenden sie sich an einen Verkäufer:

Kollege Besserwisser

Vielleicht haben sie ein paar geziehlte Fragen, die sie ihm stellen möchten. Leider geraten sie an den Besserwisser. Der hört ihnen erstmal gar nicht zu. Sein Gehirn reagiert, wie bei fast allen Verkäufern, nur auf Schlagworte. Bei einem Satz wie: Kann ich mein Handy auch für Navigation benutzen könnten folgende Antworten gegeben werden:
  • Navigationsgeräte haben wir bei den Kollegen.
  • Handys haben wir hier drüben
  • Mit oder ohne TMC? (Hä?)
  • oder natürlich auch
  • Kollege kommt gleich!
Haben sie es geschafft, den Kollegen Besserwisser in ein Gespräch zu verwickeln, müssen sie ihm noch zu verstehen geben, dass sie wirklich etwas kaufen möchten. Das ist mitunter etwas schwierig, da er immer davon ausgeht, dass man seine Zeit verschwenden möchte. Mit diversen Aussagen schaffen sie es meistens ihm klar zu machen, dass sie kaufwillig sind:
  • Ich möchte heute ein Handy kaufen!
  • (Ganz ehrlich, mehr versteht er sowieso nicht)
Ob sie ihm ihr Anliegen erfolgreich vermittelt haben, sehen sie an seinem sich ändernden Gesichtsausdruck von "Geh mir bloß nicht auf den Sack" zu "Ich schleim dich voll bis du besoffen bist".

Wenn sie ihn soweit haben, hört er sich ganz genau an, was sie zu sagen haben, allein, um sie nötigenfalls zu berichtigen. Seine Erklärungen zu dem Gerät ist oftmals ein wenig umständlich. Das liegt daran, dass er ihnen zeigen möchte, wie schwer sein Job eigentlich ist und dass ihn nicht jeder machen könnte. Das schöne an dem Besserwisser ist, er nimmt sich viel Zeit für sie, wenn er merkt wie sie sein Ego streicheln.

Die Körperhaltung von Kollege Besserwisser ist etwas nach vorn gebeugt. Durch seine ausschweifenden Schulterbewegungen schwanken seine Arme beim gehen sehr stark vor und zurück. Meistens trägt er eine Brille und sieht so dem kleinen Arschloch von Walter Moers sehr ähnlich. Da er den Charme einer Plastikmülltonne versprüht, kommt es oftmals zu unschönen zusammenstößen mit seinen Kollegen oder Kunden.

Falls sie das Glück haben und an Kollege Besserwisser geraten, verhalten sie sich ruhig. Er ist ja kein Unmensch und auch er freut sich, wenn er mal was verkauft.
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offensiv aber sicher nicht ganz unbegründet. ausserdem...
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Karl Kackbratze hatte immerhin eine Wahl und die hat...
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