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5
Jun
2006

Smashing Pumpkins - Mellon Collie and the Infinite Sadness

Mich durch mein armselige, durchkommerzionalisierte Plattensammlung durcharbeitend fand ich ein Album von den Smashing Pumpkins, dass ich mir eigentlich noch nie so richtig angehört habe. Ein Doppelalbum, sowas hat jede Band die was auf sich hält im Repertoir. Nun mag man vielleicht sagen Billy Corgans stimme nervt, oder seine Glatze, oder sein feistfreundliches Gesicht. Ich hab sie mir damals nur gekauft, um mich von den anderen abzuheben. Die fanden HipHop Cool und/oder waren in MTV verliebt. VIVA war irgendwie immer scheiße, wenn man nicht gerade neun war. Die Smashing Pumpkins standen, außer vielleicht bei ein paar übermütigen Klugscheissern für gute Musik, für ein bißchen Anspruch. Mellon Collie and the Infinite Sadness ist ein Doppelalbum mit viel rauheren Tönen als man es ihm zu trauen mag, wenn man immer nur Tonight Tonight gehört und das dazugehörige Video gesehen hat. Kräftige Gitarrenriffs gibts auf der zweiten Scheibe zu Genüge, danach sieht die Platte nun wirklich nicht aus. Vielleicht gibts ja dann bald auch was neues. Sehr gespannt...

Whateva

YouTube ist mir bisher so dermaßen unübersichtlich vorgekommen, es ging mir ein Stück weit am Arsch vorbei.
Aber es ist wie´s ja immer ist, man muß nur ´nen guten Grund haben sich mit ´was zu beschäftigen. Thanks Brookers.
Jefunden hab ick de kleene Irre bei Robert Basic, wo Marius´ Kommentare zu diesem Beitrag fast so zum schießen sind wie das Video selbst.

4
Jun
2006

Kiffen steckt an

Gespräche mit Kiffern sind ungefähr so, wie wenn ich mich mit meiner schwerhörigen Oma unterhalte. Das die Gute seit über 13 Jahren Tod ist macht da auch keinen Unterschied. Das Gehirn eines Kiffers ist die Lunge. Ein Tiefschwarzes, geflügeltes Ding, dass hin und wieder per starkem Auswurf auf sich aufmerksam macht. Zumindest bei Langzeitkiffern wie meinem lieben Freund A. Allein deswegen, weil er Freund und Feind nicht auseinander halten kann, geht es ihm gut. Wenn jemand seine Brieftasche geklaut hat, glaubt A er habe sie verliehen. Wenn der Gerichtsvollzieher einen Kuckuk auf seine Gitarre klebt freut er sich über den tollen neuen Sticker. Und wenn seine Freundin mal wieder rumgereicht wurde, sagt er sich naja, dann ist sie ja erstmal wieder ruhig. Die einzigste Situation die ihn kirre macht ist die, wenn kein Gras mehr da ist.

Mit ihm zu sprechen ist nervenaufreibend, fickrigmachend, energieraubend. Jeder Satz muß zwei bis dreimal wiederholt werden und das heißt noch lange nicht, dass er auch geschnallt hat worum es geht. Eine einfache Unterhaltung ist selten. Und wenn sie zustande kommt ist es eine abenteuerliche Angelegenheit. Er lebt in einer riesigen Dampfwolke. Die Unterlippe nach oben ziehend, die Schultern zuckend sitzt er da und kreiert einen Joint wie die Welt ihn noch nicht gesehen hat. Ungestört. Das Leben ist schön. Ich habe die Wahl in seiner kargen Küche meinen Blutdruck so hoch schießen zu lassen, dass mir sämtliche Äderchen platzen, oder ich dröhne mir die Birne so dermaßen zu, das ich seine Gegewart ertragen kann. Er ist ja auch immer noch mein Kumpel. Was soll man da machen?

Flach ist schön

Ah, verstehe. Kurze Sätze schreiben. Kurz. Einfach. So wie Kollege M spricht.
Hier... er klopft locker aus dem Handgelenk auf den Bildschirm ...Stereo! Knaller. Oder auch Hier, für´n Fuffi mehr. Gekauft. In M´s Leben gibts keine Argumente. Kaufen! Und Schnauze halten! Und was machen die Leute? Die kaufen tatsächlich und halten sogar die Schnauze. Vielleicht liegts daran, das Kollege M Fernseher verkauft. Wieviel Fernsehsüchtige gibt es eigentlich in diesem Land? Sie rennen los, schmeißen horende Summen für den elektrischen Farbflachmann in das beinahe wie ein Fenster aussehende HDTV-Bild und sparen sich dabei ´n Steifen. Spätestens nächstes Jahr können sie Stolz auf sich sein, dass sie drei Prozent weniger bezahlt haben. Mit drei Prozent mehr in der Tasche kann man dann wunderbar stilvoll fernseh gucken. Raabs Stotterer und Schmidts Abwesenheit wegen Ferien zum Beispiel. Wieso macht einer der für´s Fernsehen Arbeitet eigentlich Oster- oder Pfingstferien? Was soll´s, die Kreditnehmer für einen 2000 Euro Bildschirm (soll ja schon was vernünftiges sein) schauen Schmidt eh nicht an. Für die ist nur wichtig: Raabs flache Gags auf ihrem flachen Bildschirm vor der flachen Birne, neben der flachen Frau.

Die WM trägt natürlich einiges zu dem aktuellen Flachbild-boom bei. So wird jedes Spiel Pixel für Pixel auseinander genommen. Das mühsam ersparte oder eben geliehene Geld konnte ja nicht in Tickets angelegt werden, also gibts dafür ´n neuen Fernseher. Ein kleiner Trost mit 5 Metern Bildschirmdiagonale. Hauptargument: Flach. Der Fernseher muß flach sein. So flach wie die Erde. Wollen sie einen Kaufen? Hier... klopf, klopf... Stereo..!

2
Jun
2006

Die zur Hölle fahren...

Ich bin Verkäufer. Ich erwähnte es bereits. Hier schreibe ich so Sachen wie der stinkt, der ist doof, heute hatte ich nur anstrengende Kunden, meine Kollegen waren heute besonders bescheuert usw. Nun denn, heute war wieder so ein anstrengender Tag. Nicht weil viel zu tun wäre, die Leute tragen Launen mit sich herum die kaum zu beschreiben sind. So wird denn auch gleich mein lustloses Gesicht als persönlicher Angriff gewertet mit dem Versuch mich unter Androhung des Abteilungsleitersprechenwollens klein zu kriegen, denn ich bin ja nur ein kleiner Pups in der Sonne. Ursprünglich konnte ich mir ja noch vorstellen, das Leute in den Laden kommen, weil sie vielleicht was kaufen wollen. Doch mittlerweile glaube ich, meine Aufgabe ist es im täglichen Schwanzvergleich irgendwelchen Idioten zu unterliegen, sonst gibts Ärger. So gibt es denn Tage, an denen man von Dick zu Doof gereicht wird, beide mit dem Thema: Ich kann nicht zählen. Also gut. Hier eine kurze Einweisung für den Mann im teuren Anzug: Sie haben zwei Anschlüsse an ihrem Fernseher. Die Dinger heißen Scart und sind dazu gedacht, mit einem Videorecorder, DVD-Recorder, DVD-Player (was? wo ist denn da der Unterschied) oder einen Sat/Kabel-Receiver verbunden zu werden. Lesen sie ruhig weiter. Vielleicht kann ich ihnen ja auch helfen. Also, zwei Anschlüsse. Zwei! Sie möchten einen Videorecorder und einen DVD-Spieler anschließen. Das sind... zwei Geräte. An beiden Geräten befindet sich jeweils ein Scartanschluss. Erinnern sie sich: Scart sind Anschlüsse zum Verbinden von TV-Geräten mit DVD-Playern, Videorecordern etc. Nicht verstanden? Hören sie sofort auf zu lesen.
Zwei Geräte mit jeweils einem Scartanschluss an einem Televisionationsapparillo anschließen der seinerseits über zwei (zwei) Scartanschlüsse verfügt. Ist das schwer? Ich frag mal anders: Haben sie schonmal in die Hände geklatscht? Haben sie sich den Anzug selber angezogen, oder hat ihre Mutter geholfen? Für Leute die als Kind zu früh von der Brust genommen wurden habe ich mittlerweile auch kein Verständnis mehr.
Die angesammelte Energie bei sowas muß man nur abzuführen wissen, ich bin da vielleicht nicht ganz perfekt mit meinem lustlosen Gesichtsausdruck. Eigentlich ist das fehlgedeutet. Ich bin nicht lustlos. Ich freu mich. Immer und immer wieder.

Um mit den Worten von Al Bundy zu sprechen: Eine Fette Frau kam heute in den Laden...
... sie stellte sich neben meinen Kollegen und brüllte: DVD-Player! Mein Kollege war arg erschrocken, er hatte das Fette Weib nicht kommen sehen. Warum brüllen sie mich denn so an? rief er erschrocken. Die Vettel dreht sich zu ihrem Mann um und brüllt nocheinmal (als wäre mein Kollege vom Mars und könne sie nicht verstehen) Der hat gesagt ich soll ihn nicht anbrüllen! Dann zog sie von dannen.

Am Abend wird es eher ruhig. Die letzten Klappstühle ziehen ab und ich und mein Chef machen dumme Faxen in der Abteilung. Er ist ein recht origineller Zeitgenosse, wir haben jedenfalls immer unseren Spaß. Weiter hinten in der Abteilung stehen ein paar nette Ölaugen*. Meistens hält man sich von denen Fern, da sie einen ohnehin nicht verstehen und da sie immer im Clan auftreten ist man auch schnell mal überflüssig, denn plötzlich ist man selber der, der nix versteht. Einer hebt die Hand und pfeifft meinen Chef heran. Ich berate inzwischen einen alten Mann der sich für eine Minianlage interessiert. Mein Chef sieht zu mir und schüttelt den Kopf. Dann dreht er sich zu den Ölis und ruft: Wo ist der Hund? Wo ist der Hund? Such... Keiner versteht ihn und ich muß mich zusammenreißen.
Der alte Mann macht mir Kummer. Er ist keiner von den Arschlöchern die heute meinen Tag verschönerten. Er ist alt, hat Mühe zu sprechen und versucht zu verstehen, wie man das verdammte Radio programmiert. Meine Erklärungen fruchten beim dritten Anlauf, ganz ohne lustlosen Gesichtsausdruck, und er freut sich wie ein Schneekönig als er merkt dass es mir sogar spass gemacht hat ihn zu beraten. Als er sich mit dem Karton unterm Arm und einem lächeln auf dem Gesicht verabschiedet, kommt mein Chef von den Ölaugen und schüttelt abermals seinen Kopf. Mein Gott, sagt er.
Und ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen. Vermutlich sitzt der alte Mann vor seiner neuen Minianlage und versucht verzweifelt seine Lieblingssender abzuspeichern. Könnte sein. Vielleicht hat er es aber auch wirklich verstanden.


* Ölauge, das - im allgemeinen ein Mensch der durch zuviel Öl in den eigenen Augen die Realität nicht mehr erkennen kann und sich für den fettesten Gangsta-Rapper der Welt hält. Oder ähnliches...

31
Mai
2006

R.E.M.- Monster

Es gibt also Leute, die lieben R.E.M. und andere die sie hassen. Ich habe so ziemlich jedes Album dieser Band. Aber ich finde es äußerst bedenklich, wie sie mittlerweile für jeden Pups von der Presse auf eines der Zahlreichen Podeste gehievt werden. Das Album around the sun schien beinahe auserhalb meiner Reichweite, ausser den üblichen Schmeichelsongs, die meistens auch als Single ausgekoppelt werden. Nun denn. Das wird noch, für manche Sachen bin ich vielleicht noch nicht Reif genug. Bis ich soweit bin, darf das gute Stück gerne noch ein wenig in meinem CD-Regal verweilen. Ich werde auch hin und wieder den Staub von seinem Anlitz pusten. Davor gab es so Sachen wie adventures in hifi, das mich viel mehr anspricht als das aktuelle. Ich weiß eigentlich gar nicht, was es zu dieser Platte noch zu sagen gäbe, sie klingt so wie ich es von REM erwarten würde, ohne das die Songs dabei langweilig werden. Die Band hat gute Songs geschrieben und sie genau so umgesetzt, dass sie sich mir leicht erschließen, aber trotzdem dabei immer noch spannend bleiben. Schön, schön, aber birgt halt immer die Gefahr, das man sich daran schnell satt hört. Adventures in hifi ist eine von den Platten die ich irgendwann genervt weglege, die aber nach kurzer Zeit doch wieder in meinem CD-Spieler liegt und ich nicht einmal eine Erinnerung daran habe, wie ich die Texte auswendig gelernt habe.
Mein liebstes aber ist monster. Das ragt heraus, klingt viel dreckiger als die anderen und ist so schön wie der alte Ford Taunus, der füher durch meine Heimatstadt fuhr. Er hatte die selbe Farbe wie das Cover, bis auf die Tür hinten rechts. Die war hellblau, ein Geschenk vom Schrottplatz nachdem jemand bei den ersten Fahrversuchen die Tür gegen einen Pfeiler drückte, der eindeutige Spuren hinterließ. Ich weiß nicht, wieviel Geld meine Mutter damals noch für die alte Kiste bekommen hat. Das war allerdings weit vor 1994, das Jahr in dem sich Kurt Cobain verabschiedete und man let me in auf dem monster-Album durchaus als nachruf verstehen darf, wie mir glaubhaft versichert wurde. Zur Not hört man sich den Song einfach mal selber an. Ich erkläre also hiermit monster von R.E.M. zu meinen Favoriten gehörend. Auch wenn sie einem auf ihrer offiziellen Hompage Klingeltöne von sich verkaufen wollen. So ein Unsinn.

Störenfried

Wow, wer hätte gedacht, dass es bloß ein weiteres, lahmarschiges Spiel der Deutschen Nationalelf braucht, um mich einschlafen zu lasssen. Tatsächlich herscht bei mir wieder einigermaßen Normalzustand. Doch hin und wieder gibt es zwischenfälle die in gewisser Regelmäßigkeit auftauchen, an die man sich also halbwegs bis schwer gewöhnen kann. Was soll man sagen, man gewöhnt sich dran.

Ich weiß nicht, was an dem Platz vor meinem Fenster so schön ist. Er ist mittlerweile Treffpunkt für die verschiedensten Gruppierungen gröhlender Nervensägen. Da wären die besoffenen Söhne meiner Vermieterin, die Dame die über mir wohnt. Ihre Söhne wohnen zwar nicht mehr hier, besuchen sie aber gerne. Besonders so gegen vier Uhr in der Früh, wenn sie sternhagelvoll sind. Allerdings werden sie dann nicht mehr ins Haus gelassen - es kommt also zu einer affenscharfen Konfliktsituation. Wenn die beiden loslegen, wird das hier ein Irrenhaus. Mein lieber Nachbar, zwei Schritte von meiner Tür entfernt lebend sagte einem von ihnen, ich wäre bei ihrem letzten Saufgelage kurz davor gewesen hinaus zu gehen und ihnen die traurigen Hackfressen zu polieren. Ich habe mal erwähnt, das es durch aus passieren könne, dass den zwei Weichlappen für einen kurzen schmerzhaften Moment meine Gesellschaft zu teil werden könnte. Nun denn, in letzter Zeit haben sie sich sehr zurück gehalten.

Morgens habe ich in der Regel Besuch von kleinen Kindern. Die wollen King Kong spielen und hämmern dazu gegen das unter meinem Fenster gelegene Garagentor. Ich persönlich verachte diese Art geweckt zu werden und wünsche mir die lieben kleinen als Opfergabe, festgebunden an einen Baum oder meinetwegen einen Laternenpfahl, möglichst stillgelegt mit homeophatischen Medikamenten, wie manche Eltern sie ihren Kindern einflößen bei längeren Autofahrten oder einfach mal für zwischendurch. Mein Bruder bemerkte dazu einmal folgendes: Seid ihr bescheuert, ich setz doch mein Kind nicht unter Drogen. Na gut, aber diese Kinder brauchen dringen Hilfe, bevor ich ihnen noch irgendwann helfen muß.

Soeben, ca. eine halbe Stunde nach dem schändlichen zwei zu zwei gegen Japan versammelten sich ein paar Gestalten aus einer fremden Welt in der Nähe meines Lebensraumes. Ich dachte erst Günter Netzer steht da und faselt von der Wichtigkeit der Fans in gewohnt beamtentauglicher Steifheit, doch es waren wohl eher ein paar Jugendliche, die dabei waren eine vollkommen neue Sprache zu verwirklichen. Wer in seiner wichtigsten Entwicklungsphase mit zig verschiedenen Sprachen beworfen wird, von den Eltern, Leheren, vom Fernsehen, aus der Gosse und wer weiß wo her, ohne die meisten davon überhaupt einmal schriftlich festhalten zu müssen oder wollen, hat ja kaum eine Chance sich jemals vernünftig zu verständigen, sofern er nicht seine eigene Kreativität aktiviert und sich mit den anderen Leidensgenossen austauscht. Ich hab jedenfalls kein Wort verstanden und das Fenster geschlossen.

Regelmäßig gequält werde ich am Dienstag Morgen um acht, zugegeben eine relativ unproblematische Zeit für beinahe jeden Menschen der der arbeitenden Bevölkerung angehört, jedoch nicht für mich, der ich erst ab ca. 10 Uhr und später gewillt bin den ein oder anderen Geldbeutel zu plündern. Ich dachte sie wären längst ausgestorben, diese kleinen fahrenden Tante-Emma-Läden. Dieser Eier & Co Verkäufer wäre mir ein lieber Freund, würde er vielleicht einen der eben genannten Strörenfriede mit seiner alten Karre unter sich begraben. Stattdessen macht er einen Krach wie ein alter Tanker, der versucht seinen Weg durch den Nebel zu finden. Er benutz kein Horn um auf sich aufmerksam zu machen, sondern eine schreckliche Klingel. Eigentlich ist es eine Glocke. Es ist ein Ding, vor dem jeder Kirchturm respektvoll das Seil stramm stehen lässt...

An all das kann ich mich mehr oder weniger gewöhnen. Nur nicht an die Schlaflosigkeit. Und wenn unsere Elf sich so durch die WM schleppt, na dann gute Nacht. Gut für mich, möchte ich beinahe sagen. Wir haben genauso gespielt, wie wir das immer machen. Wir eiern uns so durch, wenn wir uns nicht gerade dazu herab lassen, gegen irgendein armes Schweinedorf zu spielen. Bloß nicht aufwachen, habe ich manchmal das Gefühl.

27
Mai
2006

Die Geisel

Geistesabwesend fuhr ich hoch. Heute Morgen. Genau zum richtigen Zeitpunkt, vor der Arbeit. Den Wecker hatte ich gestern vergessen zu stellen. Und mal wieder machte der Schlaf einen hohen Bogen um mich.
Er quält mich. Er füttert mich mit ganz, ganz seichten Nickerchen. Kleine Häppchen von schleichender ,unbemerkter Abwesenheit. Weit weg von der wichtigen Entspannung, die der menschliche Körper so nötig hat. Die ersten Stunden der Nacht scheinen still zu stehen. Dann plötzlich fliegen sie vorbei. Wenn man ein paar Tage nicht richtig schläft, begegnet man der Welt schutzlos. Man hat ihr nichts entgegen zu setzen, außer vieleicht Augenringe, die einen wie einen Waschbären aussehen lassen. Man findet sich mit den Dingen ab. Wo soll man auch die Energie hernehmen, sich zu engagieren, sich aufzuregen, oder einfach nur vorzutäuschen, man sei Motiviert? Doch mittlerweile sind es zwei Wochen ohne echten, erholsamen Schlaf. Waschbären lachen inzwischen über mich. Nach zwei Wochen verliert man langsam den Humor. Die Welt wird immer geisteskranker, schaler. Das Wetter leistet ein Übriges. Das fröhlichste lächeln eines süssen Kindes wird zu einer dumm kichernden Fratze die einen verhöhnt.

Draußen tröpfelt der Regen auf das Gras. Sein gesundes Grün leuchtet zu mir herauf, vom Himmel erdrücken mich die dunklen Wolken. Und da sitzt dieses kleine, geflügelte Vieh und hüpft putzmunter durch den Garten. Wenn´s dunkel wird, wird es in seinem kleinen Nest seine kleinen Augen schließen und bis zum Morgen ausruhen. Um dreinundzwanzig Minuten nach vier Uhr morgens ist es wieder wach und legt los mit seinem penetranten Gezwitscher. Wenn es gleich wieder auf dem Rasen sitzt, gehe ich ´raus, schleiche mich an und schnappe es. Ich werde ihm nicht den Hals umdrehen können, obwohl ich´s gerne tun möchte. Der Vogel kommt mit zu mir, in mein Zimmer. Er wird mit mir zusammen die kommenden Nächte durchwachen, so wahr ich hier sitze und kaum noch einen Satz vor den anderen kriege. Ich lasse nicht zu, dass er sich auch nur einen Moment lang ausruht, wenn ich es nicht auch kann, und ich will verdammt sein, die Tierschützer können mir den Buckel ´runterrutschen.
Gottes fröhlichste Gestalt wird in meinen Händen zur Geisel. Ich werde ihm nichts tun, lieber Gott, gib mir nur ein wenig schlaf. Nur ein wenig. Ich möchte nur das, was die anderen auch haben. Nur ein wenig schlaf, damit ich am Tage wieder weiß was ich tu.
Ich werde den Vogel Füttern, ihm zu trinken geben, aber schlafen lasse ich ihn nicht. So mögen wir beide denn hier verrecken, wir werden sicherlich keinen Spaß haben, aber ich weiß nicht, mit keinem anstrengenden Wimpernschlag, was zur Hölle ich noch tun soll, um endlich einmal die Augen schließen zu dürfen und nicht mehr ´rum kriechen zu müssen, wie ein ausgefranster Schatten.

Nachtrag: Dieser Text wurde von mir noch einmal auf Hoffa´s Worte veröffentlicht

25
Mai
2006

Der Problembär

"Wir haben es hier mit einem Problembären zu tun", sagt der Tattergreis aus Bayern. Der Rennt immer noch frei rum. Und nicht nur Ziegen und Hühner sind ihm ein fest. Er liebt auch seine Muschi. Doch im Moment hat er große Sorgen mit einem symphatischen Raubtier.
Seit ca. 170 Jahren gibt es bei uns keine Braunbären mehr. Jetzt ist zumindest einer aufgetaucht und wir freuen uns sehr. Doch dann hängt das elende Monstrum seine lustigen Turnschuhe an den nächsten Baum, hört abruppt auf sinnlos durch die Wälder zu stapfen und uiuiuiuiui zu rufen und kehrt zu seinen Instinkten zurück. Schwups schon sind die Schafe weg und Tiffi und Lilo und Horst und Manfred und sogar Herr von Bödefeld gewehren ihm nun Zuflucht in einem großen Blauen Haus, tief in den Wäldern Bayerns. Dort verbringt er nun, ausgestattet mit ein paar neuen Turnschuhen einige Tage bis Gras über die Sache mit den Schafen gewachsen ist und besinnt sich wieder aufs uiuiuiuiui. Entspannen kann er sich ja. Schließlich ist er gut versichert, der alte Showman. Ede gibt ihn jedenfalls zum Abschuss frei, um keine Menschen zu gefährden. Das ist eine Wunderbare Lösung. Bis der erste konservative Jäger seinem Freund und Kollegen aus Versehen in den Hintern schießt. Soll schon vorgekommen sein. Mit Gewehr im Anschlag
haben wir noch jede seltene Art klein gekriegt. Aber vielleicht schnappt man ihn ja doch noch lebend. Dann bringen wir ihn ins Fernsehen, zur Super Nanny. Da kommt er erstmal auf die stille Treppe, der "Problembär". Und dann wird noch schnell die Versicherung beschissen. Wir sind ja nicht von der stillen Treppe gefallen. Und wenn, dann hat irgendjemand uns geschubst.

24
Mai
2006

Ein launischer 24. Mai...

...sorgte für Spannung, obwohl ich heute kaum das Haus verlassen habe. Mit den Launen meine ich vor allem auch das Wetter. Erst warnt es einen. Dann lockt es einen fröhlich hinaus. Dann gibts die kalte Dusche.

Der Supermarkt, einziges angestrebtes Ziel des heutigen Tages war natürlich übervoll mit triefend nassen Menschen, kurz vor dem so wichtigen Vatertag. Diese ganzen Vollärsche mit den klappernden Einkaufswagen, den heulenden Kindern und vor allem diesem ewigen im Weg gestehe mit dem ganzen Tross gingen mir sowas von auf die Nerven, wäre ich nicht genauso dämlich wie sie um diese Zeit und an diesem Tag noch einkaufen gehen zu wollen, ich hätte sie hemmungslos angeschrien. Nun war es denn auch schon recht spät, die Geschäftszeit dieses Unternehmens so gut wie vorbei, als plötzlich die Kassiererin ganz eilig vor meinen Augen, zwischen Karte einschieben und Bon aushändigen es tatsächlich fertigbrachte sich umzuziehen. Vielleicht war ihr in den letzten Minuten auch einfach kalt geworden. Die olle, grüne Schabbelweste runter, Hemd ausgezogen, Pulli an, Weste wieder drüber, fertig. Unter dem Hemd trug sie natürlich noch ein T-Shirt...
Na, das wär´ ja mal was!

Das Zweitbemerkenswerteste heute, obwohl es ein vollkommen anderes Gefühl in mir auslöste als die Dame im Supermarkt, war ein Flugzeug, das in einem der zahlreichen Stürme dieses Tages direkt über´s Haus flog. Direkt bedeutet in dem Fall das ich Angst hatte, das Dach werde abgedeckt oder der Schornstein heruntergeschubst. Vermutlich im Anflug auf den relativ nahen Flughafen, doch mit den Blitzen rundherum und den grau bis schwarzen Wolken die sich zu einer Fratze mit aufgerissenem Maul formten und sich gaben als wollten sie das Geschoss verschlingen, kam man dieses Mal etwas tiefer angeflogen. Ich glaube sogar, ich sah kurz den Piloten mit einer ruhigen Handbewegung die mir versichern sollte, alles im Lack. War es dann ja auch. Kein Crash, keine Rauchwolken, keine schlimmen Nachrichten.

Eigentlich war das krachende Flugzeug, der heftige Regen, die grausigen Wolken und die Blitze die drohten den riesigen Vogel auf mein Heim stürzen zu lassen doch ein kleines bißchen aufregender, als die Dame an der Kasse.
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