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11
Aug
2006

Verwirrung

Aufgrund unserer höchst chaotischen und auch längeren Umbauaktion, die mich mehr schlaucht als ich es für möglich gehalten habe, haben sich einige Aussagen unserer Kunden angehäuft, die ich nun als gesammeltes Werk präsentieren möchte. Hier sind die zehn schönsten Kommentare, wie unseren Kunden der Umbau in unserem Fantastika bis jetzt gefallen hat:
  1. Ach, das find ich aber blöd, dass sie ausgerechnet umbauen, wenn ich hier einkaufen will
  2. Mit der Säule in eurem Hifi-Studio betretet ihr aber akkustisches Neuland
  3. Machen sie die Bude hier dicht?
  4. Jetzt wo sie zumachen, können sie mir doch sicher noch ´n bißchen was am Preis machen
  5. Das ist Kundenverwirrung!
  6. Da kann man auch mal ´n Zettel schreiben wo alles ist!
  7. Was soll´n das hier?
  8. Wie, jetzt muß ich auch noch Treppen steigen? (Aufzug ist natürlich vorhanden)
  9. Ich kletter doch für ´ne CD nicht die Treppe ´rauf! (CD´s waren immer schon oben)
  10. Glauben sie ernsthaft dass wir dann mehr kaufen?
Mein Lieblingswort ist "Kundenverwirrung". Man sollte doch meinen, wer was verkaufen will versucht seine Kunden möglichst wenig zu verwirren. Offensichtlich ist das Gegenteil der Fall, sonst hätten diese Herren ja ihr Buch über den mündigen Kunden nicht schreiben können.

Im Fall Fantastika wurde der Umbau allerdings dazu in die Wege geleitet, die Kundenverwirrung einzudämmen, da wir jahrelang Fernseher und Hifi-Geräte auf getrenten ebenen hatten. Da aber im Zuge des multimedialen Wahnsinns alles zusammen wächst, war eine Fusion dieser Abteilungen auf lange Sicht unvermeidbar. Mit dem Ergebnis das die CD´s jetzt neben den Waschmaschinen stehen, aber was solls. Diese beiden Produkte soll der mündige Kunde ja noch auseinanderhalten können.

10
Aug
2006

Umschwenken

Wer derzeit den Fantastika betritt befindet sich im Krisengebiet. Und in einer Krise muß man auch schnell mal eine Entscheidung treffen, die vielleicht gar nicht abzusehen war. Da gibt es zum Beispiel den Paul.
Der Paul rückte an, um sich einen MP3-Player zu besorgen. Sein Ziel war es, so wenig wie möglich auszugeben. Logische Schlussfolgerung: Paul klaut sich einen. Also los, Paulchen:

Zuerst der Eingangsbereich. Kaum wiederzuerkennen. Die Kassen sehen komisch aus, denkt Paul. Früher mußte man durch ein kleines Labyrinth um an eine der Kassen zu kommen. Das ist jetzt vorbei, dafür sind weniger Kassen da. Aber da wollte Paul ja ohnehin nicht vorbeischauen. Paul wollte einen MP3-Player.
Ein paar Schritte geradeaus kommt er sich vor wie an einem kleinen Flughafen. Links sind nun mehrere Terminals angebracht, früher stand hier einfach nur ein langes Regal mit Zubehör. Jetzt werden hier die ganzen Handy-Abzockerverträge abgeschlossen. Und Schutzbriefe. Und Garantieverlängerungen. Undundund. Wer ist hier eigentlich der Verbrecher?

Zu seiner Rechten befindet sich ein nicht mehr zu identifizierende Abteilung, die aussieht, als sei sie gerade einmal komplett herausgenommen, geschüttelt und wieder eingesetzt worden. Sämtliche Regale stehen nicht mehr quer sondern längs. So hat Paul das Gefühl, er gleitet nur so durch die Gänge. Früher, als alles noch quer stand, da hatte er immer so ein drückendes Gefühl auf der Brust, wenn er den Laden betrat. Aber jetzt fühlt er sich eingeladen. Schön.

Vor ihm liegt die Fernsehabteilung. Hübsch sieht sie aus. Paul schaut sich einen großen Plasma-Fernseher an und vergleicht ihn mit einem LCD. Was für ein riesen Unterschied, denkt sich Paul und hört zufällig ein Gespräch mit, das von den wichtigen Anzugträgern geführt wird, die gleich neben ihm stehen:

- Nein, das geht so nicht. Die Fernseher müssen alle die gleiche Höhe haben. Die sollen alle mit der Oberkante gleich abschliessen.
- Aber die Fernseher sind nunmal verschieden groß.
- Bestellen sie einfach genügend Racks, die gleich groß sind.
- Aber wenn die Fernseher eine unterschiedliche Höhe haben, nützen gleichgroße Racks auch nichts.
- Dann besorgen sie eben Racks, die etwas höher sind.
- Soll ich für jeden Fernseher ein neues Rack bestellen?
- Da ist doch meistens ein Rack dabei.
- Aber die sind doch alle unterschiedlich hoch.
- Die sollen aber mit der Oberkante alle auf gleicher Höhe abschliessen.

Gut, das ich damit nichts zu tun habe, denkt Paul und geht weiter.
Ah, hier sind jetzt die Hifi-Geräte. Paul sieht eine lange Reihe von DVD-Recordern und ganz am Ende einen Bretterverschlag die offensichtlich Hifi-Geräte und Boxen beherbergt. In dem Bretterverschlag steht eine riesige Säule die ein Paar Lautsprecher verdeckt und daneben sitzt ein einsamer Verkäufer und weint. Als Paul näher kommt, erkennt er am Hemdkragen des Verkäufers einen kleinen Button auf dem steht: Shit Happens. Der Verkäufer trägt kein Namenschild und wiegt sich im Schneidersitz hin und her. Paul geht weiter.

Zu seiner Linken erkennt Paul seine geliebten MP3-Player. Er bahnt sich seinen Weg an den umherliegenden Brettern, Metallteilen, Paletten, Kabelhaufen und Kartons vorbei und trifft auf halbe Strecke eine verärgerte junge Dame, die ihn direkt anspricht:
Finden sie das nicht auch schrecklich hier? Da will man mal in Ruhe einkaufen und dann sowas. Ich verstehe das nicht. Jetzt muß ich für einen Toaster oder ein paar Staubsaugerbeutel extra nach oben gehen. Sowas bescheuertes. Und dieser Krach erst. In so einen Drecksladen gehe ich sicherlich nicht nochmal. Und die Verkäufer hier sind auch irgendwie komisch.

Paul nickt kurz, winkt aber gleichzeitig ab und mogelt sich an ihr vorbei. Entsetzt darüber einfach stehen gelassen worden zu sein dreht die Dame sich um fängt an, den Ausgang zu suchen, den sie nach ca. 20 Minuten auch finden und sehr verärgert benutzen sollte.

Paul hat anderes im Vizir:
Da sind sie. Massenweise MP3-Player liegen da hübsch nebeneinander. Ist ja nicht verschwer, denkt sich Paul. Wenn dieser dicke Verkäufer gerade nicht hinschaut stecke ich mir einen ein. Paul sucht sich ein Gerät aus. Auf der gegenüberliegenden Seite streiten sich zwei Mitarbeiter dieses Hauses darüber, ob man nun zwei oder drei Zentimeter mehr Platz lassen soll, zwischen den Regalböden. Die sind auf jedenfall erstmal beschäftigt. Paul wartet noch einen Moment. Er braucht noch einen Schritt zu tun um das geschwünschte Gerät greifen zu können. Der Dicke Verkäufer geht zu einem anderen und lässt sich von ihm irgendwas geben. Guter Moment, denkt sich Paul, schreitet zu Tat. Einen Schritt vor, leicht nach vorne bücken, die Hand blitzschnell ausgestreckt piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeesps!

Paul knallt vor Schreck mit der Stirn auf die Kante des Regals, fängt sich aber schnell wieder und drückt sein Kreuz in mit einer Kraft und einer Geschwindigkeit durch, bei der andere Kreuze brechen würden, und steht nun starr wie eine Laterne vor dem Audio-Kleinod. Der Schmerz an seinem Kopf bleibt beinahe unbemerkt, drückt dieses fürchterliche Geräusch doch so sehr auf sein Trommelfell, das es beinahe zu platzen droht. Nicht einmal berührt, hatte er das Ding. Und als hätten die millimeterlangen Schallwellen kleine Spitzhacken dabei, arbeiten sie sich durch den Gehörgang in sein verbrecherisches Gehirn. Ein so widerliches Geräusch in so einer Lautstärke hatte er nicht erwartet. Er dachte sich, er würde einen MP3-Spieler in Händen halten, stattdessen hält er sich den Kopf aus Angst, das er platzten könnte.

Plötzlich taucht der Dicke neben ihm auf und drückt auf einen Knopf auf dem Teil, was ihm sein Kollege gerade zugesteckt hatte. Paul rutscht das Herz in die Hose. Aber eigentlich hat er ja noch nichts verbrochen. Der Alarm geht aus und er Dicke lacht ihn an. Jaja, das passiert öfter, sagt er. Nichts bei denken, die Anlage ist noch neu.

Ganz bestimmt nicht
, mumelt Paul schwer eingeschüchtert. Der Verkäufer fummelt ein wenig an einem grauen Kasten herum und sagt dann recht schnell: So, jetzt ist alles wieder gut, höhö. Dann dreht er sich um und geht. Paul bleibt mit Kopfschmerzen und leicht erhöhtem Blutdruck zurück und hört die beiden Verkäufer weiter über die Regalhöhe streiten. Dann schnappt er sich einen Player und macht sich schnell vom Acker. Kurz vor der Kasse hört er wieder dieses laute Piepsen, bleibt stehen und fast sich nocheinmal an den Kopf. Weiter vorn an der Decke erkennt er eine Kamera. Und am Eingang steht ein Typ, der ein Ladendetektiv sein könnte. Er schlägt den Weg nach rechts zur Kasse ein, sagt artig seine Postleitzahl und bezahlt. Als er an dem Typ vorbei geht spricht der ihn an: Haste mal´n paar Cent für mich?

Jetzt sitzt er da, der Paul und sein Kopf dröhnt noch immer. Klauen ist ganz schön schwierig. Der neue Player liegt noch originalverpackt vor ihm auf dem Tisch und seinen letzten Cent gab er freigibig fort. Morgen wird er das Gerät umtauschen müssen, denn eigentlich kann er ihn sich ja gar nicht leisten. Bis dahin hat vielleicht auch das Klingeln in seinen Ohren aufgehört.

6
Aug
2006

Frank Zappa

Heutzutage, wo alle nach Unterhaltung schmachten und sie auch aus jeder Pore dieses schwitzenden Planeten bekommen (abgesehen von den Ländern die wir wegen ihrer Armut kurz bedauern, zwischen zwei Parties), scheint man nicht mehr viel anständiges unternehmen zu können. Außer vielleicht Frank Zappa hören.


aus Apostrophe`: Cosmik Debris



Frank zeigt mir immer was neues.


aus Hot Rats: Willie The Pimp



Irgendjemand sagte mir mal, Frank Zappa war gut, aber er habe auch eine Menge Scheiße gemacht.
Ich dachte nur, wie gut dass es Leute gibt, die die Scheiße von den guten Sachen unterscheiden können. Ich bin offensichtlich keiner von ihnen.

Schadenfreude

Wir sind nicht schuld am Tod seiner Brille. Das hat er sich selber zu zuschreiben. So betrat der Mann unserer altes Surroundstudio um einfach nur umherzuwandern und zu schauen. Die Arme auf dem Rücken verschränkt lief er auf und ab und auf usw. Mein Kunde entschied sich, die von mir in den Himmel gelobten Lautsprecher doch einmal anzuhören, wofür ich natürlich ein wenig Musik nach seinem Geschmack besorgte, eine passende Anlage auswählte und zu guter letzt, die riesigen Glastüren schloß, um dem Lärm den Zutritt zu verweigern.

Es sind wirklich sehr große Glastüren, nicht besonders gut geputzt, aber durch die etwas sperrliche Beleuchtung fällt das vom richtigen Blickwinkel kaum auf. Diese Türen haben allerdings nicht nur einfache Griffe, sie verfügen über ziemlich große, also angemessene Metallstreben (kann man schon fast sagen), die mit einer Länge von ungefähr 1,5 Metern recht auffällig als Türgriffe vertikal angberacht sind.

Wir hören also in die Lautsprecher rein und wie so oft zeigt sich mein Kunde beeindruckt und die Erregung, die ich nun in Kauflust umzuwandeln versuche steht im ins Gesicht geschrieben. Plötzlich knallt es hinter uns als würden wir beschossen. Da steht der Spaziergänger, hält mit der einen Hand seine Brille, mit der anderen seine Stirn und verflucht mich aufs Bitterste. Die is´ hin, sagt er böse.
Wie käme ich bloß dazu, die Tür zu zumachen.

Ich kann ihm gerade gar nicht sagen, wie leid mir das jetzt tut, während sich meine Zähne langsam in meine Zunge graben, auf das mein professionelles lächeln nicht plötzlich zu einem lauten gelächter würde. Der gute Mann ist verständlicherweise angepisst, mein Kunde läst sich nichts anmerken und ich eile zu dem Geschädigten, um ihm eine der Türen aufzuhalten. Dabei denke ich: Wenn ich trotz Brille nicht erkennen kann, dass die Türen geschlossen sind, dann wundere ich mich doch wenigstens über die dunklen, fetten Metallstangen, die da einfach so frei in der Luft rumschweben.

Erst dachte ich, der will uns verklagen, aber er beruhigte sich schnell, ich machte mit meinem Kunden das Geschäft nebst dummen Scherzen, gefolgt von dem typisch deutschen "da sind wir mal froh, das da nichts schlimmeres passiert ist" und ein paar Tage später besorgten wir uns wunderschöne schwarze Vogelaufkleber für die Riesentüren, sodass unserer Schuld beim nächsten Unfall absolut außer Frage gestellt werden kann. Und oh wunder: Wir werden diese Türen auch in unserem neuen "Trulleberg"-Studio verwenden.

4
Aug
2006

Umzugsfreuden

Große Umzugsaktion bei moggadodde und im Fantastika: Lady Mogga verkündet ihre herzerfrischenden Gedanken ab sofort bei Wordpress und ich darf in Zukunft meine feingeistigen Verkaufsgespräche im Erdgeschoss unseres Hauses tätigen. Zuvor steht natürlich noch eine Schweißtreibende Umbau- nebst Umzugstaktion an, bei der die Hifi-Abteilung und die hübsche Weißware mit ihren Haushaltsgeräten aneinander vorbeischleichen und still und heimlich die Plätze tauschen. Wir gehen runter, die gehen rauf. Super.

Besonders hervorheben möchte ich hierbei das neue Hifi-Studio, in dem wir weitaus weniger Platz haben werden als in dem Alten. Und zu allem Überfluss steht auch noch eine fette Säule an einer der ungünstigsten Stellen, die man sich für eine Vorführung von Lautsprechern nur vorstellen kann. Mir wurde jedoch erklärt, das sei Konzept. Ja und Amen, muß ich da wohl sagen. Wir sind ja schließlich nur ´ne dumme Kette bei der ja offiziell niemand kauft. Manchmal kann man sich auch vorstellen, warum.

Andererseits werden wir optisch auf vordermann gebracht und in so oberflächlichen Zeiten wie diesen, wird das sicherlich von Vorteil sein. Alle Fantastika´s sollen gleich steril aussehen, wie so´n McDonalds. Ganz hübsch ist das. Das einzigste, was nicht mehr so hübsch sein wird, sind vermutlich die enttäuschten Gesichter der Fantastika-Besatzung, die gerade herausgefunden hat, dass die Zentrale demnächst sogar über die Pinkelpausen entscheiden wird.

Die hübsche Säule in dem knackigen Bretterverschlag der bald unsere hochwertigen Hifi-Geräte beheimatet, wird von uns mit hellen Holzpanelen veredelt und mit Halterungen für Hifi-Zeugs bestückt. So wird dass schwertragende Objekt doch noch irgendwie ein wenig optische Integration erfahren. Doch Freunde werden wir sicherlich nie, obwohl ich ihm zu Gute halten muß, das es die Decke hervorragend davon abhält, auf mich hernieder zu stürzen. Doch wenn das mit der Zentralisierung in dieser sinnlosen Form weitergeht, werde ich das herabstürzen der ersten Etage schneller herbeisehnen, als mir lieb sein dürfte.

31
Jul
2006

Das Duschen und das Wichsen (für su.)

Die Dusche ist der beste Ort zum Wichsen habe ich schon oft an verschiedenen Stellen gelesen und gehört. Zumindest hat man da keine Probleme mit der Entsorgung. Und man kann sich gleich die klebrigen Reste von seinem Koni schrubben. Geht warscheinlich leichter bei beschnittenen Wichsern.

Man muß natürlich berücksichtigen, dass nur Fantasievolle Menschen in der Lage sind, sich allein an einem Ort mit gefliesten Wänden an ihrem eigenen Körper zu verlustieren.
Ein gekachelter Ort? Mit einem großen Spiegel, wo ich mich selber betrachten kann? Ich glaube nicht, Jack.

Alleine das Stehen nervt mich. Ich will dabei nicht stehen. Die einzige Stellung die dabei in Frage kommt ist die liegende. Dieses langweilige Rumgestehe während man sich Lunte poliert führt doch zu nichts. Das warme Wasser ist sicherlich angenehm, aber man steht da, wie an einer Straßenecke und wenn man nicht gerade 14 ist, nimmt es durchaus ein wenig Zeit in Anspruch. Ich bin gegen das Wichsen unter der Dusche. Es dauert zu lange, es ist unbequem und wer es unbedingt nötig hat, der sollte es mal auf öffentlichen Klos versuchen. Die sind meistens auch gekachelt, aber hier kriegt man wenigstens mal Besuch.

28
Jul
2006

Entenkadaver

Kühles Wasser um mich und die Welt ist wieder schön. Hier wird gekrault, da wird geplanscht und am Ufer werden Cellulite und Bierbäuche frisch gecremt in die Sonne gehalten. Ich bahne mir meinen Weg durchs Wasser und ein paar Algen, die mir ständig an den Hals gehen, lasse sie aber vollkommen unbeeindruckt zurück, auf meiner Tour durch den ganzen See.

Ich durchschwimme kältere und wärmere Stellen mit starken Temperaturunterschieden in der Mitte. Dafür gibt es dort weniger schwimmendes Gestrüb. Von hier aus sieht man die holden Damen gar nicht mehr, die ich, oder die mich hier her begleitet haben. Ins Wasser zu gehen sei ganz toll, hieß es, aber richtig zu schwimmen… ach nö. Kein Problem, denke ich, wollte mich ja auch nicht großartig über nervende Verwandte unterhalten, sondern schwimmen.

In der Mitte verlangsame ich meine Geschwindigkeit, schwimme fast auf der Stelle inmitten einer Kaltzone und bemerke ein gelbes Boot. 3 Jungs in dem Gummimonster vertreiben sich die Zeit, sich ich gegenseitig ins Wasser zu schmeißen. Der Vierte fühlt sich nicht so recht und sieht aus als ob er gleich heule. „Komm“, sagt einer, „ich mach auch diesmal nichts“. Der ängstliche Junge starrt aufs Wasser und schüttelt seinen Kopf.

Durch die aufgerissene Wolkendecke über mir schummeln sich ein paar Sonnenstrahlen. Die Abkühlung auf die versprochenen 29 Grad hat es nicht gegeben. Ich scher mich nicht drum und schwimme weiter. Vor mir liegt die zweite Hälfte des Sees und ich erkenne ein paar Enten in der Nähe des anderen Ufers. Hübsche Viecher sind das. Plötzlich höre ich einfach auf zu Schwimmen, ich habe keine Lust mehr. Demzufolge gehe ich unter wie ein Stein und die Luftblasen steigen mir aus dem Mund als wären sie mein letzter Gruß.

Das Wasser ist offensichtlich gestapelt. Kalte schichten liegen auf warmen, darunter wieder eine kalte, dann wieder eine etwas wärmere. Doch insgesamt kühlt es ab. Genau wie ich. Was gibt es schon auf dem Grund eine Sees zusehen. Ein paar Algen vielleicht. Alte Schuhe, geplatzte Bikinis, ein altes Ruderboot, ein Fahrrad. Fische gibt es hier jedenfalls keine. Ich vermisse es gar nicht zu atmen und hier unten ist das Wasser erstaunlich klar. So klar dass ich ein Stückchen vor mir eine tote Ente erkennen kann. Sie liegt auf einem kleinen Felsen, an dem ich mich vorbeifallen lasse. Ihre Flügel liegen am Körper und er Kopf ist gesenkt. Die Entenfüße sind unter dem kleinen, zerfallenden Korpus begraben.

Über mir sehe ich dieses Gummiboot, farblos, und daneben farblose wild strampelnde Beine, die Blitzartig wieder aus dem Wasser verschwinden. Diese Stelle des Sees ist unglaublich tief, ich falle ja immer noch. Die Angst des Jungen ist vielleicht völlig berechtigt. Plötzlich knallt sein Körper in das Wasser und er taucht, während das Boot sich entfernt. Er zappelt und zittert mit jeder Faser seines Körpers, doch schafft es weder das Boot zu erreichen, geschweige denn überhaupt an der Oberfläche zu bleiben. So sackt er, genau wie ich, langsam in die Tiefe, direkt über mir. Je stärker er sich wehrt, desto schneller fällt er auf mich herab. Kinskopf. Er verschluckt Wasser, panische Luftblasen sprudeln aus seinem Mund und er bewegt seine Gliedmaßen, als wolle er einen Berg erklimmen.

Stopp, macht es unter mir und ich stehe auf Sand. Keine Algen hier unten, kein Müll, kein Boot, nur ein wenig Sand und ein paar größere Steine. Der aufgewirbelte Sand schlängelt sich ein wenig um meine Beine und gräbt meine Füße ein. Hier ist es nicht spannend. Hier ist gar nichts. Ich laufe ein Stück und komme nur mühsam voran. Da vorn liegt wieder ein Entenkadaver, diesmal etwas älter und löchriger als der erste auf dem kleinen Felsen. Ich gehe noch ein Stück und setze mich dann auf einen Stein der wie ein Hocker geformt ist, um den Jungen weiter zu beobachten. Mittlerweile bewegt er seine Arme und Beine fast gar nicht mehr und lässt sich, genau wie ich, einfach fallen. Tote Menschen werden warscheinlich geborgen, denke ich mir, denn ich sehe hier keine menschlichen Skelette. Über uns schwimmt eine weiteres Boot vorbei, angeschoben von zwei Fremden, die sich wie Frösche im Wasser bewegen. Es verstreicht noch ein wenig Zeit, die ich nutze mir meine verschrumpelte Haut etwas genauer anzusehen. Bald wird sie ganz weiß sein, aufgequollen und mit nichts mehr zu vergleichen. Die schöne Sonnenbräune, würde eine der holden Damen beklagen, die da oben so schön auf meine Sachen aufpassen. Unterwasser besteht keine Notwendigkeit mit einem sonnengebräunten Körper herumzulaufen. Der Junge ist da.

Er grinst! Was grinst er da? Oh, es ist kein grinsen. Ein erschrecktes Gesicht, würde ich sagen. Das Boot ist einfach weitergeschippert und hat ihn hier zurückgelassen. Ich schätze ihn auf 14 Jahre. Warum hat ihm niemand richtig das Schwimmen beigebracht? Jetzt liegt er da, zu meinen Füssen und hat seine jüngsten Jahre gesehen. Ein hübsches Grab ist das. Sauber, aufgeräumt und überraschend klar. Ich schaue noch einmal kurz nach oben, es ist niemand da. So stoße ich mich wieder ab und bewege mich durch die unterschiedlich temperierten Wasserschichten. Nichts aufregendes mehr, hier unten. Und der Weg nach oben geht irgendwie schneller. Ich habe einen leichten linksdrall und lande direkt unter den paddelnden Füßen eines Entenschwarms, in dessen Mitte ich zwischen den kaum irritierten Tierchen auftauche. Ganz weit hinten sehe ich das gelbe Boot. Es ist leer und wackelt gemächlich in der Sonne. An mir und den Enten schießen einige schöne Libellen vorbei. Vor Schreck drücke ich meinen Hintermann aus versehen unter Wasser, was einen größeren Protest der anderen auslöst. Man verscheucht mich mit schmerzhaften Schnabelschlägen gegen meine Schläfe. Ich schiebe die verrückten Viecher zur Seite und Schwimme was das Zeug hält. Durch die kühlen Stellen in der Mitte des Sees, an dem Gestrüb vorbei und an den Spielenden Kindern, wo man im Wasser schon stehen kann, schleppe ich mich zu den Damen die mich nett anlächeln. War´s schön?
Ja, sage ich. Biste ganz durchgeschwommen?
Ja, lüge ich.

Nachtrag: Dieser Text wurde von mir noch einmal auf Hoffa´s Worte veröffentlicht

24
Jul
2006

Das Arbeitstier

Vierundzwanzig Urlaubstage hat er noch. Wann soll er die denn bloß nehmen? Vom letzten Jahr hatte er noch 21 Tage mit ´rüber genommen. Ein Arbeitstier, der Mann. Es ist kein Platz für Urlaub, in seinem Leben. Funktionieren muß er. Tut er auch gerne. Doch noch viel lieber beschwert er sich über alles, was so schief läuft. Und dass er alles alleine machen muß. Kein Wunder, dass er keinen Urlaub machen kann.

Anstregend war die Zeit für ihn, als er in einem Krankenhausbett lag. In einem Zimmer, zusammen mit ein paar alten Säcken die die nächte durchfurzten, auf Teufel komm raus. Einmal "resettet" habe man ihm. Eine Kochsalzlösung gespritzt, oder sowas. Das führte dazu, das er plötzlich komplett zusammen sackte und für einem Moment seine Urlaubstage dahinschwinden sah. Doch schon im nächsten Augenblick war er wieder da. Topfit. Er habe zwar ein undefinierbares Herzleiden, doch in seinem Alter kann man das schon noch mal machen, das mit dem "resetten". Ein älterer wäre dieser Methode nicht gewachsen gewesen. Älter heißt in dem Fall wohl über 40.

Für ihn ist Urlaub eine Qual. Freizeit an sich ist nicht die Zeit, in der er mal er selbst sein kann. Freizeit ist die Zeit, in der er fehlt. Und von überall scheinen noch Urlaubstage herzukommen, er weiß schon gar nicht mehr woher. Die Überstunden hat er seinem Chef schon lange als hübsches, kleines Geschenk verpackt. Der hat das Paket gleich in den Mülleimer geworfen. Sein eigenes natürlich auch. Von Urlaub ganz zu schweigen. Der Chef qualmt wie ein Schlot und hat schweres Asthma.

Das ist genau das, was das Arbeitstier auch will.
Natürlich geht auch er arbeiten, um ein gutes Leben zu führen. Aber seine Definition vom guten Leben fällt anders aus. Da sind die wichtigen Statussymbole. Da ist das Ego, dass gestreichelt werden will. Und da ist die schlechte Gesundheit. Wenn der Blutdruck zu hoch ist, kann man allen sagen, wie schwer man es hat. Wenn der Herzschrittmacher eingepflanzt wird, hat man ein neues Statussymbol und in der Sauna kann die Narbe hergezeigt werden. Und wenn man irgendwann tot umfällt, nachdem man seit zehn Jahren keine Erholung mehr hatte, dann weiß man, man hat alles richtig gemacht.

Das Wasser schläft

Manche Leute sind einfach dämlich. Man merkt das immer wieder. Und wenn man so darüber nachdenkt wirft es doch die Frage auf, wie sind die so geworden? Ist es der Freund oder die Freundin, der bzw. die diesen Menschen so bescheuert gemacht hat? Vielleicht gar der Ehepartner? Wenn ja, was hat diesen Menschen bloß in die Arme dieser Nervensäge getrieben? Gab es als Kind vielleicht öfter mal Probleme? Sind es gar die Eltern? Generationen von Vollpfosten wachsen da heran, die keinerlei Traditionen pflegen außer ihre Kinder zu sprotzblöden Erwachsenen zu erziehen.

Manchmal, wenn man genau hinhört, gewinnt man einen tollen Einblick in die Methoden, so ein unschuldiges Kind für´s Leben zu ruinieren. Das Geschwafel einer jungen Dame ließ mich erahnen, was Erwachsene einem heranwachsenden antun können, ohne sich je darüber bewusst zu sein, welche Auswirkung ihre Erziehungsfolter haben wird. Sie wurden ja schließlich als Kind selber so gequält.

Die Dame, sie erwähnte nebenbei, dass sie beim Kauf von 500 Gramm Kirschen stets vor dem Wiegen des Obstes die Stiele zu entfernen Pflege, um Geld zu sparen - sie war so überzeugt von ihrer Knauserei, dass sie vor lauter Eifer beim Erzählen der Geschichte, wie sie eine Großmutter, die sie am Obststand traf von dem Quatsch überzeugen konnte, beinahe an einem Kirschkern erstickt wäre – diese Dame jedenfalls erzählt auch unheimlich gerne von ihrem 2jährigen Neffen. Oder Cousin. Oder Onkel, ich weiß es nicht. Es geht ständig um ein Kind und soviel ich weiß, hat sie es nicht zu Welt gebracht.

Sie übt also schonmal mit diesem Kinde und tut dabei, als sei es ihr eigenes. Man hat vielleicht schon mal bekannte erlebt, die seit der Geburt ihres Nachkommen fast nur noch dieses eine Thema kennen. Ein Kind. Wie schön. Sei es ihnen gegönnt und vermutlich würde ich sämtliche anderen Gesprächsthemen bei der Niederkunft der ersten Frucht meiner Lenden ebenfalls vorerst wegschließen…
Jedoch: Diese Frau hat noch kein Kind. Es wird sogar angezweifelt, ob sie denn überhaupt schon irgendwann einmal die Prozedur hinter sich gebracht hat, die einem Kind vorangegangen sein muß. Da kann man doch mal ein bißchen üben. Oder sich einfach mal ordentlich durchbrettern lassen, denn dieses Sabbeltante steht ständig unter Dampf.

Da versucht sie krampfhaft erwachsen zu sein und wirkt doch wieder nur wie ein Kleines Mädchen mit seiner Puppe. Der Kleine ist ja so süss. Und dann macht sie ihn auch noch nach, den kleinen. Damn fprift fi immer fo komif das man kotfen möfte. Wenn der wirklich so redet, hat er vielleicht irgendwas schlimmeres. Die Familienkrankheit? Und jetzt kriegt er noch dazu ein paar Komplexe anerzogen, die ihn erst überraschen, wenn er das erste mal mit einer Frau zusammen ist: Ok, jetzt nimm meinen pfipfel in den Mund.

Und es wird nicht einfach so gegangen. Es wird teita gemacht. Warscheinlich in Richtung Bett, um Bubu zu machen. Ok, Kinder sind offensichtlich doof. Die verstehen kein Deutsch, da muß man sich eben so verständigen. Und das klappt natürlich, denn diese Begriffe sind so sehr in der menschlichen Natur manifestiert, das man von Geburt an über die Bedeutung von bubu und teita bescheid weiß. Ich persönlich werde versuchen, diese Worte zu ersetzen, wenn es denn irgendwann mal soweit ist. Gegen flitzen und knacken. Klingen auch komisch. Eigentlich klingt alles komisch, wenn man die Sprache noch nicht so kennt. Teita, so dachte ich bisher, ist ein Wort bei dem so mancher Hund vor Freude stramm steht. Manche Leute scheinen ihre Kinder für ein Haustierersatz zu halten. Nur halt evolutionstechnisch etwas ausgereifter. Evolut… was? Ach vergiss es.

Die junge Dame erzählte vom Schwimmausflug, natürlich mit dem kleinen und ihrem Freund, der von Haus aus so steif ist, dass weder er noch sie es je merkt, wenn er mal einen hoch kriegt.
Der Knirps war natürlich super und süss und bla und bläh und blubb und erst traute er sich nicht ins Wasser, aber dann war er nicht mehr heraus zu kriegen. Ja, so was freut das jungfräuliche Mutterherz. Und so erklärte die 19jährige Supermuddi direkt, mit welchem Trick sie das Kind aus dem Wasser bekam: Das Wasser schläft auch bald, hat sie ihm gesagt.

Soso, das Wasser schläft. Man erzählt Kindern öfter mal so einen Blödsinn um die Sache zu vereinfachen. Man schmeißt sich nicht auf den Boden und schlägt wild um sich. Man krückt das Kind irgendwie an. Aber das Wasser muß schlafen?
Das Wasser, soeben der neue Freund des vormals wasserscheuen kleinen Rackers geworden, musste ins Bett. Das versteht er und dann geht er, dachte sich die junge Dame und behielt recht. Tföf waffer, sagte der kleine und winkte herzzerreißend. Komm, jetzt gehen wir noch ´ne Runde teita und dann musst du ja auch schon in die Heia, bubu machen.
Und abends im Bett, wenn sie die Nudel ihres Freudes wieder schlaff gelabert hat, denkt sie nach über teita und bubu und heia und leck mich am arsch, was für´n schöner Tag.

Damit übrigens nicht der Eindruck entsteht, ich sei von Maschinen erzogen worden füge ich noch schnell an: Wenn erwachsene Menschen in einer putzigen kleinen Babysprache sprechen, klingt das meistens irgendwie komisch, unpassend. Doch bei anderen Menschen, und diese junge Dame ist ein tadelloses Beispiel dafür, merkt man nichteinmal, dass sie gerade sprechen wie zurückgebliebener Schwamm. So gnade uns Gott wenn unsere Führungselite sich irgendwann einmal an uns wendet mit den Worten: Die Versammlung ist nun beendet. Das Mikrofon und auch die ganze große Bühne müssen jetzt bubu machen. Geht noch ´n bißchen teita und dann ab ins betti betti. Und wir merken´s nicht einmal...

22
Jul
2006

Kaputt gehen

Was soll das gejammer. Jeden Sommer das gleiche mit uns. Ich kann uns nicht leiden, wie wir so in unserem eigenen Saft kochen. Und heulen. Die ganze Zeit. Auf der Straße, in den Büro´s, im Cafe. Die gefrässige Hitze hat uns alle in den Arsch gebissen. Und jetzt können wir nicht mehr drauf sitzen. Hier sind zehn Dinge, auf denen man ebenfalls nicht sitzen kann:
  1. Scherben
  2. Tannenzapfen
  3. Grobes Schmiergelpapier
  4. Seeteufel
  5. Kochender Teer
  6. Wolken
  7. Mausefallen
  8. Ameisenhaufen
  9. Kegel
  10. Eierpikser
Die Belanglosigkeit dieses Beitrags bitte ich mal wieder zu entschuldigen.
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